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Prozess um Mordkomplott - Opfer schildert Axt-Attacke

Wollte die Frau ihren Ehemann umbringen lassen?  / Foto: Peter Kneffel/dpa
Wollte die Frau ihren Ehemann umbringen lassen? / Foto: Peter Kneffel/dpa

Als das Geld aus einem Lottogewinn zur Neige ging, soll eine Frau aus Oberbayern andere Geldquellen gesucht haben. Plante sie darum den Mord an ihrem Ehemann?

«Du bist in dem Moment im Krieg», sagt der 56-Jährige. «Ich hab' gerade mal so nach links geguckt und dann habe ich in dem Schatten diese Axt gesehen, die dann runter kam auf mich.» 

Der Mann sitzt vor Gericht seiner inzwischen geschiedenen Frau gegenüber, die diese nächtliche Attacke auf ihn auf dem heimischen Grundstück in Odelzhausen im Landkreis Dachau in Auftrag gegeben haben soll. 

Aus Gier Auftragskiller engagiert? 

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagte an das Vermögen ihres wohlhabenden Ehemannes kommen wollte, weil ihr selbst das Geld aus einem millionenschweren Lottogewinn nach wenigen Jahren ausging und sie darum einen Auftragskiller engagierte.

Auch ihre Tochter - die Stieftochter des Opfers - und deren Partner sollen laut Anklage in den mutmaßlichen Plan verwickelt gewesen sein.

Sie sind - ebenso wie der Mann, der mit der Axt zugeschlagen haben soll - angeklagt. Der 58-Jährigen und den beiden Männern wird unter anderem versuchter Mord in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung vorgeworfen, der 29 Jahre alten Tochter Anstiftung zum versuchten Mord.

«Das war so was von extrem»

Auch weil ein Nachbar aufmerksam wurde und einschritt, überlebte der 56-Jährige den Angriff schwer verletzt. Die Axt habe ihn «ganz knapp über der Schläfe» getroffen, sagt er vor Gericht. «Der ganze Knochen ist ja gebrochen gewesen», schildert er seine Verletzungen. «Das war so was von extrem, das kann man sich nicht vorstellen.» Über seine Zeit im Krankenhaus sagt er: «Nach so einem Fall bist Du natürlich mehr tot als lebendig.»

Dabei hatte jener Abend im Februar 2024 so beschaulich begonnen, wie der Nebenkläger vor dem Landgericht München II schildert: Nach einem harmonischen Tag mit der Pflegetochter - einer Enkelin der Angeklagten - habe das Ehepaar, wie sooft, zusammengesessen und Kreuzworträtsel gelöst. Irgendwann sei der 56-Jährige dann, wie er es immer mache, nach draußen gegangen, um in den nächtlichen Sternenhimmel zu schauen.

«Verabschiedet mit 'nem Kuss»

«Ich hab mich noch verabschiedet mit 'nem Kuss und bin rausgegangen.» Als er um die Ecke bog, sei dann die Axt auf ihn niedergerauscht.

Schon Tage vor der Tat habe er sich beobachtet gefühlt, sagt der 56-Jährige, der nicht erkannt werden will und sein Gesicht darum unter einem Schal und einer Schirmmütze vor den Fotografen verbirgt. Doch auch danach habe er zunächst nie daran geglaubt, dass seine Frau, mit der er seit 17 Jahren zusammen war, etwas damit zu tun haben könne. Das habe sich erst geändert, als sie rund einen Monat später bei der Rückkehr aus einem gemeinsamen Wellness-Urlaub noch in der Hofeinfahrt von der Polizei unter Tatverdacht festgenommen wurde.

«Es ist katastrophal»

Erst rückblickend seien ihm kleine Momente dann verdächtig erschienen - zum Beispiel, dass seine Frau wollte, dass er den Bewegungsmelder an der Außenbeleuchtung ausschaltet. Aber: «Mit so was rechnet ja keiner.»

Im Fall seines Todes wäre sein Vermögen, weil er selbst keine leiblichen Kinder habe, an seine Frau gefallen - und im Nachgang an deren Kinder. Inzwischen habe er «alle enterbt».

«Es ist katastrophal», sagt der 56-Jährige darüber, wie er sich nach der Tat und der Erkenntnis, dass seine Frau verdächtigt wird, fühlte. «Der körperliche Schmerz ist tatsächlich noch der geringste von allem», betont er. «Das ganze Weltbild - man stellt ja alles infrage.»

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