Fünfeinhalb Wochen nach dem Auftakt der Suche nach Erdgas im oberbayerischen Reichling am Ammersee ist die Probebohrung beendet. Die geplante Tiefe der Erkundungsbohrung werde im Laufe des Tages erreicht und die Erkundungsbohrung sei damit abgeschlossen, teilte ein Sprecher der verantwortlichen «Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH» auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Ziel war eine Tiefe von ungefähr 3.400 Metern, anfangs waren für die Bohrung vier Wochen veranschlagt worden.
Betreiber: Keine Komplikationen oder Schäden für die Umwelt
«Weiterhin dürfen wir Sie informieren, dass die mit der Erkundungsbohrung verbundenen Arbeitsschritte ohne Komplikationen sowie ohne Schädigung der Umwelt erfolgten», hieß es weiter. Inwiefern die Bohrung erfolgreich war und am Ende tatsächlich Erdgas gefördert werden kann, ist aber den Angaben zufolge noch offen: «Fachlich fundierte Erkenntnisse liegen erst in einigen Wochen vor. Die Analyse, der im Rahmen der Erkundungsbohrung gewonnenen Daten, findet in den kommenden Wochen und Monaten statt», sagte der Sprecher. Es brauche analysierte Daten, um über eventuelle weitere Schritte entscheiden zu können.
Bohrung lief seit dem 8. August
Am 8. August hatte auf dem umzäunten Gelände in der Gemeinde Reichling (Landkreis Landsberg am Lech) die umstrittene Bohrung begonnen. Damit war das Projekt deutlich später gestartet als geplant. Ursprünglich hatten die Bohrarbeiten im ersten Quartal 2025 beginnen sollen, sich aber immer wieder verzögert. Für die Erkundung wurde ein etwa 40 Meter hoher Bohrturm errichtet.
Die Probebohrung hatte zunächst einen verfüllten Zugang zu der vermuteten Gasspeicherstätte offengelegt. Bereits in den 1980er Jahren war in Reichling nach Gas gesucht worden, damals wurde das Projekt aber wegen mangelnder Lukrativität wieder ad acta gelegt. Im Zuge der steigenden Energiepreise seit Ausbruch des Ukraine-Krieges setzte aber eine Neubewertung ein.
Bohrturm wird bald wieder abgebaut
Der Bohrturm soll nach Angaben des Sprechers nach einer kurzen Revision der Anlage «bis voraussichtlich Anfang Oktober und damit vor der Analyse gewonnener Daten» wieder abgebaut und abtransportiert werden. Die «Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH» ist zu 80 Prozent im Besitz der MRH Mineralöl-Rohstoff-Handel GmbH mit Sitz in Düsseldorf und wird zu 20 Prozent von der Genexco GmbH gehalten. Das Unternehmen plant eine Förderung von Erdgas über zehn bis 15 Jahre. In mehr als 3.000 Metern Tiefe wird eine Gasmenge von 400 bis 500 Millionen Kubikmetern vermutet, diese könnte den Bedarf von 10.000 bis 15.000 Haushalten decken.
Umstrittenes Projekt ruft viele Proteste hervor
Umweltschützer und Anwohner haben seit Bekanntwerden der Gasförderpläne einen massiven Protest gegen das Projekt auf die Beine gestellt. Immer wieder fanden Demonstrationen statt, Aktivisten drangen auf das Gelände ein und besetzten etwa den Bohrturm. Die Anwohner fürchten um ihre Trinkwasserversorgung, da die Quelle des Ortes nicht weit entfernt liegt. Die Region sorgt sich zudem vor negativen Auswirkungen auf Immobilienpreise und den Tourismus. Das Unternehmen hatte immer betont, es bestehe keine Gefahr für die Umwelt.
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