Die Abwanderung der bayerischen Metall- und Elektroindustrie ins Ausland könnte sich 2026 fortsetzen. Nach der neuesten Konjunkturumfrage der beiden Arbeitgeberverbände bayme und vbm unter den Unternehmen von Bayerns wichtigstem Industriezweig wollen im Saldo knapp 35 Prozent ihre Auslandsinvestitionen erhöhen. Die IG Metall forderte die Unternehmen auf, die heimischen Arbeitsplätze zu sichern.
Für die deutschen Standorte sind die Perspektiven demnach schlechter: Knapp 20 Prozent der M+E-Firmen wollen im Saldo die Inlandsinvestitionen kürzen. Dementsprechend wollen viele Unternehmen ihre Belegschaften im Ausland vergrößern und in Deutschland verkleinern. Für dieses Jahr erwartet ein knappes Viertel der Unternehmen rote Zahlen. Befragt wurden 162 Firmen mit 195.337 Beschäftigten.
Stellenstreichungen in fünfstelliger Zahl zu erwarten
Zur Metall- und Elektroindustrie zählen unter anderem die Autohersteller, deren Zulieferer, Luftfahrt- und Elektroindustrie, darunter der Siemens-Konzern und dessen Ableger. Mit Ausnahme der Elektronikbranche wollen der Umfrage zufolge sämtliche Zweige der M+E-Industrie im Inland Personal abbauen, allen voran die Autoindustrie.
Bis Jahresende werden die Unternehmen nach Schätzung der beiden Verbände etwa 20.000 Arbeitsplätze abgebaut haben. Für das kommende Jahr ist demnach eine ähnliche Größenordnung zu erwarten, wie Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt sagte. Ende 2026 könnten dann noch 817.000 Menschen in der Branche arbeiten.
IG Metall kritisiert die Arbeitgeber
Die Gewerkschaft IG Metall verwies dagegen auf die von der Bundesregierung angekündigten Erleichterungen: «Mit ihren ständigen Drohungen mit Verlagerungen und Werkschließungen spalten die Unternehmen das Land und verschärfen die Konfrontation mit den Beschäftigten», sagte der bayerische Bezirksleiter Horst Ott. Die IG Metall appellierte an die Unternehmen, gemeinsam mit der Gewerkschaft Standorte und Beschäftigung zu erhalten.
Hoffnungen enttäuscht
Die Industrie macht für die anhaltend schlechte Entwicklung im Wesentlichen die Politik verantwortlich: «Unser Standort ist nicht mehr wettbewerbsfähig», sagte Brossardt. Ein Hauptfaktor dabei sind die hohen Kosten in Deutschland. Die Hoffnungen, die viele Unternehmer und Manager auf den Regierungswechsel im Frühjahr setzten, sind demnach mittlerweile verflogen.
Die Umfrage der beiden Verbände deckt sich mit den Erhebungen des Münchner Ifo-Instituts. Laut dem aktuellen Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft erneut verschlechtert, viele Industrieunternehmen wollen demnach ihre Produktion zurückfahren.
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