loading

Nachrichten werden geladen...

Veröffentlicht mit CMS publizer®

Hochwasserlage am Bodensee entspannt sich leicht

Dieses von der Feuerwehr Konstanz zur Verfügung gestellte Foto zeigt Hochwasserschutzeinrichtungen am Konstanzer Hafen. / Foto: -/Feuerwehr Konstanz/dpa
Dieses von der Feuerwehr Konstanz zur Verfügung gestellte Foto zeigt Hochwasserschutzeinrichtungen am Konstanzer Hafen. / Foto: -/Feuerwehr Konstanz/dpa

Experten erwarten, dass der Wasserstand am Bodensee in Konstanz in den nächsten Tagen leicht sinken wird, nachdem er vorher stark angestiegen ist

Die Hochwasserlage hat sich am Bodensee am Mittwoch leicht entspannt. Der Wasserstand sei nicht weiter gestiegen, teilte die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg mit. In Konstanz habe der Pegelstand zwischenzeitlich 5,10 Meter erreicht. Am österreichischen Bodensee-Ufer in Bregenz seien es 5,16 gewesen. Dies entspreche in etwa einem zehnjährlichen Hochwasserstand - die nächsten Tage werde der Seewasserstand langsam wieder sinken.

In den vergangenen Tagen war der Bodensee an mehreren Stellen über die Ufer getreten. In der schweizerischen Bodensee-Gemeinde Gottlieben bei Kreuzlingen im Kanton Thurgau wurde der Seeweg überflutet, auch in Gebäude drang laut Mitteilung Wasser ein. Die Lage scheine sich zu stabilisieren, sagte Gemeindepräsident Paul Keller. «Auch wenn die seenahen Straßen noch immer unter Wasser stehen, sind momentan keine zusätzlichen Hochwasserschutzmaßnahmen im Dorf notwendig.» Es sei schwer abzuschätzen, ob weitere Niederschläge den Rückgang nochmals verzögern werden, oder ob das Wasser tatsächlich langsam zurückgehen werde. 

Einsatzkräfte angepöbelt

Im nur etwas mehr als fünf Kilometer entfernten Konstanz waren vorsorglich Uferwege gesperrt worden. In Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk (THW) wurde laut Feuerwehr die Hafenstraße bis zum Konstanzer Konzil gesichert. Ein Schutzwall aus Sandsäcken und einer Hochwasserschutzwand sollte das Werftgebäude der Schiffsbetriebe schützen. 

Laut der Feuerwehr wurden Einsatzkräfte während ihrer Arbeit von Passanten beleidigt und angepöbelt. Die Maßnahmen seien belächelt worden. Oft habe am Dienstag die Polizei die nötigen Absperrbereiche mit ihrer Präsenz und klarer Anweisung für die laufenden Arbeiten freihalten müssen. «Wir alle versuchen bestmöglich jedem einzelnen Hilfe zu leisten und mögliche Gefahren durch das Hochwasser und größere Schäden in der Stadt Konstanz zu vermeiden.»

Feuerwehr warnt

Die Insel Mainau legte präventiv Sandsäcke aus, um die Brücke am Inseleingang zu sichern, wie eine Sprecherin mitteilte. Der aktuelle Pegelstand des Bodensees sei auf einem Höchststand. Auch die nächsten Wochen werde der Wasserstand sehr hoch bleiben, warnte die Feuerwehr. 

Im österreichischen Bregenz waren Hochwasserschutzbarrieren und Wellenbrecher aufgebaut worden. Auch Romanshorn in der Schweiz hatte einen erhöhten Pegelstand gemeldet. Er stelle jedoch noch kein eigentliches Problem dar, hatte ein Sprecher erklärt. «Bisher waren bezüglich Seepegel keine Einsätze notwendig.»

Kein Regen erwartet

Der Deutsche Wetterdienst rechnet bis zum Wochenende mit keinen nennenswerten Regenfällen mehr am Bodensee. «Höchstens ein paar Tröpfchen», sagte ein DWD-Meteorologe. Bis Samstag dürfte sich das trockene Wetter halten, dann erst werde wieder mit leichten Niederschlägen gerechnet. Die Temperaturen dürften bis Freitag auf 20 Grad steigen. 

Die starken Regenfälle der vergangenen Tage hatten den Wasserstand des Bodensees steigen lassen. Anfang Juni hatten Unwetter zu schweren Regenfällen und Überschwemmungen in Baden-Württemberg geführt. Zwei Menschen starben, Tausende mussten in Sicherheit gebracht werden, es kam zu Erdrutschen und Dammbrüchen. Auch Bayern war stark betroffen.

Hochwasserschutz-Debatte 

Nach den schweren Überflutungen in Teilen Baden-Württembergs diskutierte der Landtag am Mittwoch über Hochwasserschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) forderte weitere Investitionen in den Hochwasserschutz. «Uns werden solche Ereignisse häufiger treffen und nicht unbedingt immer in den Gebieten, wo man es vorhersehen kann», sagte die Grünen-Politikerin. 

Man werde deswegen noch viel mehr in Hochwasserschutz und Klimawandelanpassung investieren müssen. «Dafür müssen Gelder bereitgestellt werden. Denn jeder Cent, den wir da investieren, spart uns viel Geld, was wir im Falle einer Katastrophe zahlen müssen.»

Dem stimmten auch weite Teile der Opposition zu. Die Hochwasserlage habe gezeigt, dass Hochwasserschutz helfe, sagte SPD-Fraktionschef Andreas Stoch. «Dämme, Rückhaltebecken, weniger Versiegelungen, natürlichere Fluss- und Bachläufe und auch Überschwemmungszonen können das Unheil abwenden.» Dämme seien aber oft betagt und fast immer nicht hoch genug. «Da müssen wir im wahrsten Sinne des Wortes noch eine Schippe drauflegen», sagte Stoch. 

Der FDP-Abgeordnete Daniel Karrais betonte, man müsse sich neben dem Klimaschutz auch an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen. Die Landesregierung müsse mögliche Maßnahmen stärker priorisieren. Bei der Umsetzung vor Ort dürften Artenschutz und Naturschutz nicht im Weg stehen. 

Die AfD warf der Landesregierung vor, die Versiegelung von zu viel Fläche zugelassen zu haben. Diese sei dafür verantwortlich, dass Starkregen immer öfter zu Katastrophen führe - und nicht der Klimawandel. 

Man dürfe aber dennoch nicht beim Klimaschutz nachlassen, forderte Umweltministerin Walker. «Das, was wir jetzt an Wetterereignissen erleben, das ist der CO2-Ausstoß der Vergangenheit», sagte sie. Nur auf Klimawandelanpassung zu setzen - und nicht auf Klimaschutz - sei deswegen fatal. «Das würde dann für unsere Enkel und Urenkel bedeuten, sie könnten solche Unwetter überhaupt nicht mehr steuern.»

Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten