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Tödliches Zugunglück von 2022 noch nicht aufgearbeitet

Das Zugunglück von Garmisch hat vor drei Jahren die Region geschockt. (Archivfoto) / Foto: Angelika Warmuth/dpa
Das Zugunglück von Garmisch hat vor drei Jahren die Region geschockt. (Archivfoto) / Foto: Angelika Warmuth/dpa

Fünf Menschen starben vor drei Jahren beim Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen. Die Ursache des Unglücks und mögliche Verantwortlichkeiten sind bis heute nicht umfassend aufgeklärt.

Zersplitterte Fenster, Trümmer, entgleiste Waggons: Die Bilder sind für viele in der Region Garmisch-Partenkirchen bis heute präsent. Am 3. Juni 2022, dem letzten Schultag vor den Pfingstferien, war gegen Mittag bei Garmisch-Partenkirchen ein Regionalzug entgleist. Vier Frauen und ein 13-Jähriger starben. Mehr als 70 Menschen wurden teils schwer verletzt. 

Auch drei Jahre später sind weder die genaue Ursache des Unglücks noch mögliche Verantwortlichkeiten abschließend geklärt. Es gibt noch keinen Abschlussbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU). Auch ein Strafprozess steht aus. 

Warten auf einen Strafprozess 

Das Verfahren vor dem Landgericht München II soll die mögliche Mitverantwortung von Bahnmitarbeitern klären. Die Staatsanwaltschaft hatte vor fast eineinhalb Jahren Anklage gegen drei Bahnmitarbeiter erhoben. Die Anklage gegen zwei von ihnen wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung wurde im April zur Hauptverhandlung zugelassen. 

Noch immer ist aber offen, wann der Prozess starten und wie lange er dauern könnte. Vor Monaten hatte das Gericht vorsorglich Termine im Mai reserviert. Doch dann gab es «kurzfristige Personalveränderungen in der Kammer», wie das Gericht mitteilte. «Der Vorsitzende wird zeitnah neue Termine mit den Verfahrensbeteiligten abstimmen», erläuterte ein Gerichtssprecher.

Konkrete Vorwürfe unbekannt 

Was den Bahnmitarbeitern konkret an Versäumnissen zur Last gelegt wird, wurde bisher nicht bekannt. 

Im Raum stand nach dem Unglück der offiziell unbestätigte Vorwurf, bei der Bahn sei eine Warnung bezüglich der späteren Unfallstelle nicht weitergegeben oder entsprechend beachtet worden. 

Einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» zufolge soll es in dem Prozess unter anderem darum gehen, ob der Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Garmisch-Partenkirchen und Farchant früher gesperrt und saniert hätte werden müssen. 

Verfahren gegen drei Bahnmitarbeiter eingestellt 

Das Verfahren gegen einen dritten Angeschuldigten war gegen die Zahlung von 4.000 Euro an gemeinnützige Organisationen eingestellt worden. Zu Anfang war sogar gegen insgesamt fünf Bahnmitarbeiter ermittelt worden. In zwei Fällen waren die Verfahren aber schon bald eingestellt worden. 

Unglücksursache: Schäden an den Bahnschwellen 

Ursache des Unglücks waren nach bisherigen Erkenntnissen schadhafte Bahnschwellen. Nach dem zweiten Zwischenbericht der BEU, den diese vor einem Jahr veröffentlicht hatte, handelte es sich um von außen teils nicht erkennbare Materialschwächen. Sie seien aufgrund chemischer Reaktionen nach dem Herstellungsprozess entstanden, erläuterte die BEU vor einem Jahr.

Dem Bericht zufolge hatte die Bahn 2018 Vorschriften erlassen, wie materialbedingte Fehler an den Schwellen, die es seit jeher gab, erkannt werden können - durch Augenschein. Was allerdings damals offensichtlich nicht klar war: dass die Schäden und Risse von außen teils nicht zu sehen sind. 

Nun wird der Abschlussbericht der BEU erwartet. Unter anderem hätten aber verschiedene Stellen noch die Möglichkeit, sich zu den im Bericht aufgeführten relevanten Tatsachen zu äußern, hieß es bei der BEU. Zu diesen Stellen zählen laut Gesetz unter anderem die Bahnunternehmen DB Infrago und DB Regio, das Eisenbahn-Bundesamt und die Eisenbahnagentur der Europäischen Union. 

Sanierung begonnen - Kritik bleibt 

Die Bahn hatte als Konsequenz aus dem Unglück eine Überprüfung der Schwellen bundesweit gestartet und Hunderttausende ausgetauscht. Für die Strecken im Werdenfels und Oberland wurde ein millionenschweres Investitionsprogramm aufgelegt. 

Kritik an früheren Versäumnissen bleibt bis heute - auch wenn die Bahn Konsequenzen aus dem Unglück gezogen und in die Überprüfung und Erneuerung des Schienennetzes investiert hat. Experten zufolge hätten systematische Sanierungen viel früher beginnen müssen. Es gebe seit Jahrzehnten einen Investitionsstau, lautet die Kritik. Es werde Jahre dauern, bis Strecken und Technik auf Vordermann gebracht seien. 

Spekuliert wurde nach dem Unglück von verschiedener Seite auch, ob es einen Zusammenhang mit der Verlegung eines Wildbaches im Zuge des Ausbaus der Bundesstraße 2 vor rund 20 Jahren gegeben haben könnte. Der Bach läuft nun zwischen Bundesstraße und Gleis. Das Wasser könne zur Instabilität des sehr hohen Bahndamms beigetragen haben. 

Die Staatsanwaltschaft München II hatte einen Gutachter mit der Erkundung der geologischen Verhältnisse im Unfallbereich beauftragt. Vorsorglich wurde der Streckenabschnitt mit geringerer Geschwindigkeit befahren. Weitere Untersuchungen hätten aber ergeben, dass der Bahndamm sicher sei, erläuterte die Bahn bereits vor einem Jahr. 

 

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