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Wohin steuert Martin Geilhufe den Bund Naturschutz?

Martin Geilhufe (rechts) ist seit vielen Jahren für den Bund Naturschutz in Bayern aktiv. Nun übernimmt er den Landesvorsitz von Richard Mergner (mitte), da dieser sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen muss. (Archivbild) / Foto: picture alliance / Andreas Gebert/dpa
Martin Geilhufe (rechts) ist seit vielen Jahren für den Bund Naturschutz in Bayern aktiv. Nun übernimmt er den Landesvorsitz von Richard Mergner (mitte), da dieser sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen muss. (Archivbild) / Foto: picture alliance / Andreas Gebert/dpa

Bayerns größter Umwelt- und Naturschutzverband muss sich personell an der Spitze neu aufstellen. Der neue Chef ist aber eigentlich auch schon ein alter Hase - mit klarer Agenda und großen Sorgen.

Der Bund Naturschutz hat schon einfachere Zeiten erlebt. Themen wie Natur-, Umwelt- und Klimaschutz fristen - auch in Bayern - derzeit neben Nachrichten über Kriege, Wirtschaftskrisen und gesellschaftliche Spaltung meist eine untergeordnete Rolle. Genau in dieser Phase muss der größte und älteste Natur- und Umweltschutzverband des Freistaats einen Generationenwechsel vollziehen. Auf den künftigen Landeschef Martin Geilhufe wartet eine wahrlich schwere Aufgabe. Er selbst sieht aber nicht nur sich selbst, sondern den gesamten Verband vor einer völlig neuen Herausforderung.

Wer ist Martin Geilhufe?

Der 41-jährige Wahlmünchner ist trotz seines relativ jungen Alters für viele im Bund Naturschutz (BN) - und auch für seinen Vorgänger Richard Mergner - so was wie die Idealbesetzung auf dem Chefposten. Viele sehen es gar als Vorteil, dass mit dem gebürtigen Dresdner gleich ein Vertreter der Generation Y das Ruder übernimmt, da diese mit der globalen Klimakrise aufgewachsen ist.

Geilhufe ist verheiratet und hat einen Sohn. Er absolvierte ein Freiwilliges ökologisches Jahr auf der Hallig Hooge und studierte Geographie, Germanistik und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch auf Bundesebene engagierte er sich bereits für den Umweltschutz: So war er von 2011 bis 2015 Präsidiumsmitglied im Deutschen Naturschutzring und ist seit 2017 Sprecher für internationale Umweltpolitik des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, dem Bundesverband des BN. 

Geilhufe gehörte als Landesbeauftragter zudem bereits seit langem zur Führungsspitze des Verbandes und zu den engsten Vertrauten von Mergner. Er kennt den Verband und die politische Landschaft in Bayern also bestens.

Welche Ziele verfolgt er, wie soll der Verband ausgerichtet werden?

«Als großen Überbau meiner zukünftigen Arbeite begreife ich ein entschlossenes Eintreten für unsere Demokratie. Wir sind als Zivilgesellschaft massiv herausgefordert. Denn unser Verband und die gesamte Umweltbewegung verdanken ihre zentralen Erfolge den Grundpfeilern einer freien Presse und einer lebendigen Demokratie», fasst Geilhufe seinen Ansatz für den BN zusammen.

Neben inhaltlichen Fragen zu Themen wie Verkehr, Energie und Klima sieht Geilhufe also auch eine neue grundsätzliche Herausforderung für den BN in Bayern: «Deshalb werde ich mich besonders gegen den aktuellen Trend zur Deregulierung und Beschneidung von Beteiligungsverfahren für Bürgerinnen und Bürger sowie Verbände stellen.» Konkret einsetzen wolle er sich auch für die Ausweisung weiterer großer Naturschutzgebiete in Bayern. 

«Essentiell wichtig ist die gemeinsame Bekämpfung der Klima- und Biodiversitätskrise. Die Lösung beider Krisen muss zusammen gedacht werden und nicht gegeneinander ausgespielt werden», betonte Geilhufe. Hier wolle er mit regionalem Engagement «Großes bewirken und lokale Naturschutzprojekte wie Moorrenaturierungen, Biotoppflege oder der Erhalt von Streuobstwiesen voranbringen». 

Welche Rolle spielt der Bund Naturschutz in Bayern?

Mit seinen rund 270.000 Mitgliedern hat der BN in Bayern mehr Mitglieder als die wichtigsten Parteien - so kommt etwa die CSU gerade einmal auf rund 150.000 Mitglieder, die SPD nur auf rund 50.000. Damit ist der BN einer der großen Umweltverbände Europas innerhalb der Dachverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Friends of the Earth International. Hier will Geilhufe, wie vorher auch Mergner, den Zuwachs an Mitgliedern weiter vorantreiben und den Verband «auch für die Zukunft auf sichere Beine stellen».

Was hat der BN hierzulande erreicht?

Richard Mergner bezeichnete unlängst den Ausstieg aus der Kernenergie 2023 als einen der größten Erfolge des BN. Jahrzehntelang hatte der Verband sich gegen die Risikotechnologie Atomkraft eingesetzt. Auch das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte Bayerns «Rettet die Bienen» ist eng mit dem BN verwoben, gleiches gilt für den am Ende erfolgreichen Protest gegen eine Skischaukel am Riedberger Horn im Allgäu und den sanften Ausbau der Donau. 

Dem BN ist es auch zu verdanken, dass das «Grüne Band» dank zahlloser Einzelprojekte als Erinnerungsort und längstes Biotop an der ehemaligen innerdeutschen Grenze den einstigen Todesstreifen in einen einzigartigen Lebensraum verwandelt hat. Darüber hinaus hat der Verband bayerische Landschaften wie Moore und Kleinode für seltene Tier- und Pflanzenarten vor der Zerstörung bewahrt, gepflegt oder vor Straßenneubau und Gewerbegebieten gerettet. 

Warum kommt es jetzt zum Generationswechsel im BN?

Der Generationswechsel ist notwendig, weil Mergner aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit an der Verbandsspitze nicht mehr leisten kann. Der 64-Jährige leidet nach einer Corona-Erkrankung vor rund einem Jahr an massiven Folgen wie Konzentrationsstörung und Erschöpfung. Deshalb musste er auf eine weitere Kandidatur zum Landeschef verzichten. Sobald es seine Gesundheit zulässt, will er sich aber wieder für den BN engagieren - das dürfte auch Geilhufe freuen.

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