Durch massive Investitionen in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) könnten die Fahrgastzahlen laut einer Studie in den nächsten 15 Jahren deutlich zunehmen. Die Untersuchung geht davon aus, dass bundesweit die Zahl der Fahrgäste im Linienverkehr von aktuell rund 12 Milliarden im Jahr auf 16 bis 21 Milliarden pro Jahr steigen könnte.
Voraussetzung wäre allerdings, dass auch in Bayern Milliardensummen in das Angebot von Bussen und Bahnen investiert werden. Bei einer Optimierung des heutigen Angebots würde sich der Finanzierungsbedarf auf jährlich rund 7,5 Milliarden Euro im Freistaat nahezu verdoppeln. Bei einer deutlichen Angebotsausweitung müsste es im Jahr 2040 sogar 11,6 Milliarden Euro Förderung geben, etwa das Dreifache der heutigen Summe. Dafür würde es aber dann auch flächendeckend ein besseres Angebot in den Städten und auch auf dem Land geben, hieß es im Vorfeld der Vorstellung der Studie im niederbayerischen Straubing.
Fahrkarten decken Kosten zu einem Drittel
Die Untersuchung wurde vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) erstellt. Der Branchenverband hat mehr als 600 Mitglieder, etwa Stadtwerke und andere ÖPNV-Anbieter. Mit der Studie werde die Leistungsfähigkeit und Finanzierung des ÖPNV für jedes Bundesland bis 2040 aufgezeigt. «Bayern investiert bereits überdurchschnittlich viel in den ÖPNV», sagte VDV-Landesvorsitzender Robert Frank. «Aber für den nächsten Schritt braucht es langfristige Zusagen und ein gemeinsames Engagement von Freistaat, Bund und Kommunen», meinte der Chef der Ingolstädter Stadtbusgesellschaft.
Laut der Studie kostete der ÖPNV im Jahr 2024 in Bayern etwa 6,2 Milliarden Euro. Etwas mehr als ein Drittel davon wurde durch den Ticketverkauf gedeckt. Sonstige Einnahmen der Verkehrsbetriebe wie das Angebot von Werbeflächen machten nur einen geringen Anteil aus, rund 3,8 Milliarden Euro mussten daher durch öffentliche Zuschüsse finanziert werden.
Nur Sanierung oder auch deutlicher Ausbau des ÖPNV?
In der Studie wurden nun zwei Szenarien gegenübergestellt. Zum einen ging es um die notwendige Modernisierung und punktuelle Verbesserung des aktuellen Angebots in den nächsten 15 Jahren. Dafür müsse ab sofort die Fördersumme Jahr für Jahr um 230 Millionen Euro erhöht werden, dies entspreche einer Steigerung von 4,3 Prozent jährlich. Die Mittel würden in emissionsfreie Bus- und Bahnflotten, neue Betriebshöfe und Werkstätten sowie die Erneuerung der Infrastruktur fließen.
Im zweiten Szenario geht es um einen flächendeckenden Ausbau des ÖPNV. Es würde dann 40 Prozent mehr Fahrten bei U- und Straßenbahnen geben. In ländlichen Gebieten sollen mit kleineren Fahrzeugen durch sogenannte On-Demand-Angebote Lücken geschlossen werden. Dabei handelt es sich um Sammelfahrten, die auf Bestellung der Bürger angeboten werden.
Für solch ein Idealangebot müsste in Bayern die Förderung um 7,2 Prozent pro Jahr steigen - umgerechnet wäre das fast eine halbe Milliarde Euro jährlich mehr. In 15 Jahren wäre dann ein Zuschuss von 11,6 Milliarden Euro erreicht.
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