In Bayern ist in diesem Jahr wieder mehr Braugerste angebaut worden. Auf rund 84.600 Hektar wuchs Sommergerste, die, wenn sie bestimmten Qualitätskriterien entspricht, als Braugerste vermarktet werden kann. Im Vorjahr waren es nach Angaben des Landesamts für Statistik gerade einmal 77.400 Hektar.
«Sommergerste hat stark an Bedeutung verloren», schrieben die Experten der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in ihrem diesjährigen Pflanzenbauspiegel. «Vor 50 Jahren stand noch fast fünfmal so viel Sommergerste wie derzeit in Bayern.»
BBV: neuer Vertrag bringt mehr Sicherheit
Einen Grund für den Aufschwung in diesem Jahr sieht Hermann Greif, Getreidepräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), in einem Vertrag: Im Frühjahr hätten der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Mälzerbund und die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften in Bayern den ersten Standardvertrag für Braugerste unterzeichnet. Dieser Vertrag bringe den Anbauern mehr Sicherheit, sagte Greif. Der BBV habe den Kontrakt mit ausgehandelt.
Ziel sei es, die Eigenversorgung mit Braugerste zu verbessern, die regionale Wertschöpfung zu stärken und die Wirtschaftlichkeit des Anbaus langfristig zu sichern, hatte der BBV im Frühjahr mitgeteilt. Die Vereinbarung senke das Vermarktungsrisiko für die Landwirte, weil Gerste auch dann noch Braugerste bleibe, wenn sie die engen Qualitätsparameter leicht überschreitet.
Nur Futtergetreide? Einbußen für den Landwirt
Denn: Eignet sich die Gerste nicht als Braugerste, kann sie nur noch als Futtergetreide vermarktet werden - mit finanziellen Einbußen für die Landwirtinnen und Landwirte.
Aber auch die Fruchtfolge dürfte eine Rolle spielen beim Hoch für die Anbaufläche: Landwirte variieren bei der Verteilung der Kulturen auf den Feldern von Jahr zu Jahr.
Laut Greif konnte im vergangenen Herbst auf einigen Flächen kein Wintergetreide mehr gesät werden - diese Felder wurden im Frühjahr mit Gerste oder auch Hafer bestellt. Denn auch die Anbaufläche für Hafer ist gestiegen: von rund 25.700 Hektar im Jahr 2024 auf 32.443 in diesem Jahr.
Wintergerste wird vor allem verfüttert
Beim Thema Braugerste sind die bayerischen Mälzereien und Brauereien ohnehin auf Importe angewiesen, die hier wachsende Braugerste reicht nicht für den Bedarf aus. Immer häufiger kommt deshalb auch Wintergerste ins Spiel: Sie wurde 2025 im Freistaat auf mehr als 190.000 Hektar angebaut - gilt aber vor allem als ideales Futtergetreide in der Schweinemast und Rinderhaltung, wie es bei der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) heißt.
Aber: «Auch die Verwertung als Winterbraugerste ist für die Verarbeiter von Interesse, da der bayerische Sommergerstenanbau den Rohstoffbedarf der Mälzereien nicht decken kann.» Allerdings reiche auch die derzeitige Erzeugung nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen.
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