Zum fünften Mal sind in Bayern junge Bartgeier ausgewildert worden. Die Weibchen «Generl» und «Luisa» wurden in den Berchtesgadener Alpen erfolgreich zu ihrer Felsnische im Klausbachtal bei Ramsau gebracht, wie der Landesbund für Vogelschutz (LBV) mitteilte. Die aktuell noch flugunfähigen Vögel werden dort wie ihre Vorgänger in den kommenden Wochen zunächst ihre Muskulatur trainieren, um dann in drei bis vier Wochen zu ersten Übungsflügen aufzubrechen.
Seit 2021 wurden im Rahmen eines europaweiten Wiederansiedlungsprojektes nunmehr zehn Bartgeier im Nationalpark ausgewildert. «140 Jahre, nachdem der Mensch sie ausgerottet hat, fliegen die gefährdeten Giganten nun wieder durch die Lüfte der deutschen Alpen», jubilierte der LBV. Damit werden auch natürliche Prozesse im Ökosystem wiederhergestellt.
Die diesjährigen Vögel sind beide am 25. Februar geschlüpft. «Luisa» stammt aus einer Zuchtstation in Österreich. «Generl» - benannt nach der kürzlich im Alter von 100 Jahren verstorbenen Bergsteigerin Eugenie Buhl - wurde in einem tschechischen Zoo geboren und von schweizerischen Ammeneltern versorgt.
Aasfresser mit einer Spannweite von fast drei Metern
Einmal ausgewachsen, erreichen Bartgeier knapp drei Meter Spannweite und ernähren sich nahezu ausschließlich von den Knochen in gefundenem Aas. Für Mensch und Tier sind sie daher völlig ungefährlich - auch wenn sie früher dafür verantwortlich gemacht wurden, Lämmer und selbst kleine Kinder zu fressen.
Dank des aufwendigen und teuren Wiederansiedlungsprojektes kann die noch vor wenigen Jahren extrem seltene Vogelart nun regelmäßig in der Region Berchtesgaden gesichtet werden. Denn die ersten der ausgewilderten Bartgeier sind von ihren langen und für die «Jugendjahre» typischen Wanderungen bereits zurückgekehrt, und selbst wild geschlüpfte Bartgeier aus dem Alpenraum werden mittlerweile regelmäßig dort nachgewiesen.
«Wir erwarten in den nächsten Jahren die Bildung von ersten Brutpaaren, und die Hoffnung wächst, dass in absehbarer Zeit das erste Bartgeierküken seit über 140 Jahren in Bayern schlüpfen könnte», schilderte LBV-Projektleiter Toni Wegscheider. Er und sein Team werden die Jungtiere nun zunächst unauffällig mit Futter versorgen und permanent beobachten. Per Livestream aus der Auswilderungsnische und später per GPS-Tracker auf den Flügen können auch Bartgeier-Fans aus aller Welt deren Entwicklung verfolgen.
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