Vincent Kompany saß nach der ersten gemeisterten K.o.-Runde in den Katakomben des Hard Rock Stadiums auf dem Pressepodium und sagte beim Blick auf den völlig abgekämpften Matchwinner Harry Kane neben sich: «Die sechs Tage Pause sind jetzt wichtig. Das Spiel hat viel Kraft gekostet.» Am Montag durften Kane und Co. im Basiscamp in Orlando durchschnaufen.
Eines versprachen Kompany und Kane unisono nach dem mit Willenskraft, Robustheit und natürlich auch der Abschlussstärke von Torjäger Kane erarbeiteten 4:2 (3:1) in der quälenden Hitze von Miami gegen eine gute brasilianische Mannschaft von Flamengo: Am Samstag (18.00 Uhr/Sat.1 und DAZN) soll dem aktuell weltbesten Fußball-Team von Paris Saint-Germain exakt fünf Wochen nach dem grandiosen Champions-League-Triumph gegen Inter Mailand (5:0) in München ein ganz großer Fight geboten werden.
«Dann gehen wir voll rein in ein Stadion mit Klimatisierung», sagte Kompany zur Kraftprobe unter dann ganz anderen Bedingungen in Atlanta. Im mehr als eine Milliarde US-Dollar teuren Mercedes-Benz Stadium mit dem schließbaren Dach werden die Münchner Außenseiter sein. Aber das juckt sie nicht. Und das Superteam von Topcoach Luis Enrique, das Lionel Messis Inter Miami im Achtelfinale locker mit 4:0 abfertigte, schüchtert Kane und Co. auch nicht ein.
Sieg sorgt für frisches Selbstvertrauen
«Wir wissen, dass es schwierig wird. Aber wir haben das Gefühl, dass wir jeden Gegner schlagen können, wenn wir auf unserem Top-Niveau sind», sagte der nach seinen Turniertoren zwei und drei als «Man of the Match» ausgezeichnete Kane. «Wir müssen uns jetzt gut erholen», betonte der 31 Jahre alte Engländer.
Kane war beim zweiten Sieg gegen ein hartnäckiges südamerikanisches Team vor 60.914 Zuschauern mit seinen Treffern zum 2:0 und 4:2 der entscheidende Akteur. Er war aber darüber hinaus auch der Vorarbeiter einer Bayern-Elf, die im Turnier zusammenwächst und eine gemeinsame Mission in den USA verfolgt.
Kane lernt neues deutsches Wort kennen
Es gab gegen Flamengo viele Schlüsselszenen und Zeichen. Da war Manuels Giganten-Reflex gegen Luiz Araujo. Oder Leon Goretzkas wichtiger Treffer zum 3:1 kurz vor der Pause. Und dann war da noch Kanes rustikale und mit Gelb geahndete Grätsche in der 84. Minute an der Seitenlinie gegen Ayrton.
«Diese Grätsche, das sind die Momente, die wir heute brauchten, ein Paradebeispiel», schwärmte Nationalspieler Goretzka. «Zu meinem Spiel gehören Tore, das ist Teil meines Jobs», sagte Kane: «Aber ich mache alles für das Team.» Das deutsche Wort Vorarbeiter war ihm bislang nicht bekannt.
Kanes Hingabe imponiert auch Kompany. «Für mich ist das ein Luxus, dass Spieler von dieser Qualität das machen wollen, gerade wenn man ein Torjäger ist. Aber man gewinnt heutzutage die Preise nicht mehr, ohne dass die gesamte Mannschaft diese Bereitschaft zeigt», sagte Kompany und befand: «Harry hat die Bundesliga gewonnen. Aber er bleibt hungrig auf mehr Titel.»
Euphorie in der Kabine
Max Eberl ließ ebenfalls eine Lobeshymne auf Kane los. «Ich gratuliere ihm jedes Mal. Nicht zu seinen Toren, denn da komme ich gar nicht mehr hinterher», sagte der Sportvorstand: «Sondern wie er für die Mannschaft arbeitet.»
Eberl berichtete von «Euphorie in der Kabine» nach einem Sieg, der Zweifel aus der Gruppenphase beseitigte. Die letzte und größtmögliche Hürde auf dem Weg in die Finalwoche im MetLife Stadium vor den Toren New Yorks ist aber nun PSG. «Es geht jetzt gegen die beste Mannschaft in Europa», sagte Kompany: «Aber wir möchten gewinnen.»
Sané weg, WM-Prämie für Woltemade-Transfer?
Der körperlich und auch mental extrem fordernde Kraftakt gegen Flamengo macht Mut. «Ein richtiger Knaller steht an», sagte Eberl voller Vorfreude. Leroy Sané wird dann nicht mehr dabei sein. Der halbe Turniereinsatz des Nationalspielers, der am 1. Juli ablösefrei zu Galatasaray Istanbul wechselt, ist mit Auslaufen seines Vertrages vorbei. «Ein Törchen», das ihm etwa Goretzka im Bayern-Abschiedsspiel noch gewünscht hatte, glückte Sané trotz einer ganz, ganz späten Topchance wieder nicht.
«Es ist mit dem Turnier ein bisschen speziell, dass man es nicht mehr zu Ende spielen kann», meinte Sané nach vielen Umarmungen. «Ich habe die zwei Wochen noch mal sehr genossen, weil es eine spezielle Truppe ist, eine Einheit ist.» Thomas Müllers Abschiedstour geht dagegen noch weiter.
Der Kampf um den neuen offensiven Wunschspieler Nick Woltemade startet nun. Und da kann die Club-WM im Millionen-Poker mit dem VfB Stuttgart helfen. Umgerechnet rund 50 Millionen Euro Preisgeld fließen schon jetzt in die Bayern-Kasse. Als Club-Weltmeister würde sich diese Summe verdoppeln.
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