In Schwerin zeigt sich, wie moderne Verwaltung, vernetzte Bildung und digital unterstützte Wirtschaft ineinandergreifen können. Mit über 580 verfügbaren Online-Diensten, digitalen Lernplattformen in Schulen und neuen Prozessen für Betriebe bietet die Stadt ein konkretes Bild davon, was digitale Transformation auf kommunaler Ebene bedeutet. Unterstützt durch landesweite Initiativen wie das Zentrum für Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern und eingebettet in die Bundesstrategie, entwickelt sich Schwerin zu einem Modellfall für funktionierende Digitalinfrastruktur in Verwaltung, Bildung und Standortentwicklung.
Auf Rekordniveau – Schwerin überholt Berlin
Mit 587 online verfügbaren Verwaltungsleistungen liegt Schwerin 2025 nicht nur deutlich über dem Landesdurchschnitt, sondern auch vor der Bundeshauptstadt Berlin, die laut aktueller Auswertung etwa 457 digitale Services bietet.
Hinter dieser Zahl steht das kommunale IT-Unternehmen SIS/KSM, das für Schwerin und umliegende Gemeinden als zentraler Digitalisierungspartner fungiert. Mit rund 280 Mitarbeitenden betreut SIS neben der städtischen Verwaltung auch Schulen, Wirtschaftskammern und soziale Einrichtungen. Die angebotenen digitalen Dienste sind dabei nicht nur zahlreich, sondern medienbruchfrei – das heißt: Anträge laufen durchgängig digital von der Eingabe durch den Bürger bis zur internen Bearbeitung im Fachverfahren.
Zentrum für Digitalisierung sitzt in Schwerin
Ein weiterer Erfolgsfaktor liegt in der strukturellen Verflechtung mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern. Seit Anfang 2023 ist das Zentrum für Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin ansässig. Es koordiniert zentrale IT-Strukturen des Landes, darunter Fachverfahren für Landesbehörden, Cybersicherheitsfragen und das gemeinsame IT-Basisnetz.
Die Leitung hat Corina Croissant-Kannt, die sich für eine enge Zusammenarbeit mit Kommunen ausspricht. Im Jahr 2025 betreut das ZDMV über 1.000 IT-Services, rund 16.000 digitale Arbeitsplätze und mehr als 150 Projekte, darunter auch Abstimmungen mit dem Bund zur Verwaltungsdigitalisierung im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes. Schwerin profitiert davon gleich doppelt: durch die Nähe zu Steuerungsprozessen – und durch die Möglichkeit, sich aktiv in landesweite Projekte einzubringen.
Neue Technologien, neue Pflichten
Die digitale Transformation in Städten wie Schwerin findet nicht im rechtsfreien Raum statt. Seit Februar 2025 gilt mit dem EU AI Act das weltweit erste umfassende Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz. Auch Kommunen sind betroffen – etwa, wenn algorithmische Verfahren zur Terminvergabe, Antragseinschätzung oder interaktiven Bürgerkommunikation eingesetzt werden.
Ebenfalls seit diesem Jahr vorbereitet wird die Einführung der EUDI-Wallet – einer europaweit standardisierten App für digitale Identitäten. Die Wallet soll es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, behördlich anerkannte Nachweise wie Ausweis, Wohnsitz oder Führerschein digital vorzulegen und zu verwenden.
Die Anforderungen durch EU-Vorgaben wie AI Act, eIDAS 2.0 und Data Act machen deutlich: Kommunale Digitalisierung endet nicht bei gut gestalteten Formularen. Wer langfristig anschlussfähig bleiben will – auch gegenüber Wirtschaft, Bildungsträgern oder dem föderalen Datenraum –, muss technische Standards und regulatorische Entwicklungen zusammendenken. Schwerin bringt dafür bereits heute viele Voraussetzungen mit: eine stabile Digitalverwaltung, aktive Landesanbindung und wachsende Kompetenzen im Umgang mit innovativen Technologien.
Auch im Bildungsbereich schreitet die Digitalisierung 2025 weiter voran. Alle Schulen im Stadtgebiet verfügen über WLAN, eine zentrale Lernplattform sowie durch das DigitalPakt-Schule-Programm beschaffte Endgeräte. Der Unterricht ist hybrid möglich, Lehrkräfte nutzen Fortbildungsangebote zu KI-unterstütztem Feedback und digitalem Stoffmanagement..
Anschluss an Bundes- und Industriepolitik
Die Digitalisierung Schwerins steht nicht isoliert – sie fügt sich in eine breiter werdende nationale und internationale Strategie ein. Deutschland verfolgt mit der seit 2022 geltenden Digitalstrategie des Bundes klare Ziele: Der öffentliche Sektor soll digital erreichbar, die Dateninfrastruktur interoperabel und die Industrie zukunftsfähig gemacht werden. Programme zur Künstlichen Intelligenz, Cloud-Nutzung, zur Standardisierung von Datenräumen sowie Industrie 4.0 bilden dabei zentrale Säulen.
Auch mittelständische Betriebe mit Sitz in oder um Schwerin spüren zunehmend, dass digitale Systeme nicht mehr nur ein Kostenvorteil, sondern eine Wettbewerbsbedingung sind – etwa beim Datenaustausch mit internationalen Zulieferern oder der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen.
Während KI und Cloud-Dienste in Deutschland als tragende Technologien der Industrie gelten, bleibt der Einsatz von Blockchain hierzulande bisher begrenzt. International – etwa in den USA, Asien oder im EU-Projekt EBSI – wird Blockchain bereits für Lieferketten, Zertifikate und industrielle Datenräume genutzt. In Deutschland hingegen beschränken sich Blockchain-Anwendungen bisher meist auf Pilotprojekte.
Stärker etabliert ist Blockchain in technikaffinen Online-Sektoren: In Bereichen wie Gaming, Web3-Communities oder internationalen Krypto-Casinos, wo vorallem BTC Ein-und Auszahlung häufig vorkommen, sind Tokenzahlungen und digitale Assets längst Realität – etwa für Inhalte, Zugänge oder Belohnungssysteme. Auch wenn solche Modelle aktuell kaum in der Industrie verankert sind, setzen sie Impulse für neue Zahlungsformen und Plattformökonomien. Mit der Einführung der MiCA-Verordnung entstand in der EU erstmals ein einheitlicher Rechtsrahmen – auch für deutsche Anbieter, die global anschlussfähig bleiben wollen.
Schwerin digitalisiert für den Alltag
2025 steht Schwerin digital besser da als viele andere Städte vergleichbarer Größe – nicht durch große Versprechungen, sondern durch konsequente Umsetzung. Die Stadtverwaltung ist digital erreichbar, Schulen werden smart ausgerüstet, die Wirtschaft profitiert von effizienten Prozessen. Die Zusammenarbeit mit dem ZDMV gibt zusätzliche Impulse, und die Einbettung in bundes- und europaweite Digitalstrategien sichert Anschlussfähigkeit.
Quellen:
- SIS Schwerin – Aktuelles 2025
- SIS Schwerin – Digitaler Verwaltungsservice
- Stadt Schwerin – Bürger-Service
- Wikipedia – Zentrum für Digitalisierung MV
- Landesregierung MV – Digitalisierung
- AI Act erklärt – artificialintelligenceact.eu
- EU Digital Strategy – eIDAS Regulation
- EU Digital Strategy – Data Act
- Bundesregierung – Digitalstrategie
- Plattform Industrie 4.0
- KI-Strategie Deutschland
- MiCA Guide – Norton Rose Fulbright
- EBSI – EU Blockchain Services Infrastructure
- Bundesdruckerei – EBSI in der Industrie