Bayern schlägt neue Wege im Tourismus ein – und zwar konsequent. Mit gezielten Investitionen in Digitalisierung, Barrierefreiheit und Nachhaltigkeit möchte der Freistaat gerade auch ländliche Regionen attraktiver machen. Dabei setzt die neue Strategie auf einen überraschend einfachen Mechanismus: Der Zugang zu Fördermitteln wird erleichtert, bürokratische Hürden werden bewusst reduziert.
Insbesondere kleine und mittelständische Betriebe im bayerischen Tourismus profitieren davon. Sie können Projekte im Bereich Digitalisierung, Gästeinformation, Erlebnisgestaltung oder barrierefreier Infrastruktur einfacher realisieren als bisher. Das stärkt nicht nur den Tourismus, sondern auch die regionale Identität. Denn im Jahr 2024 wurden in Bayern rund 40,6 Millionen Gästeankünfte verzeichnet, was einem Anstieg von 4,5 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch die Zahl der Übernachtungen stieg auf etwa 102,7 Millionen, ein Zuwachs von 2,5 % im Vergleich zu 2023.
Förderung statt Formularflut
Konkret bedeutet das: Für viele Programme, etwa zur digitalen Destinationsentwicklung oder zur barrierefreien Umgestaltung touristischer Angebote, genügt inzwischen ein vereinfachter Antrag. Nachweise über wirtschaftliche Vorerfolge oder aufwändige Machbarkeitsstudien sind in vielen Fällen nicht mehr nötig. Bayern möchte damit bewusst ein Signal setzen – gegen bürokratische Überforderung und für mehr Mut zur Umsetzung.
Ein gutes Beispiel ist die Förderung von Klein- und Kleinstbeherbergungsbetrieben. Die Mindestinvestitionssumme bleibt mit 30.000 Euro überschaubar, die Hürde für die Antragstellung niedrig. Die zuständigen Bezirksregierungen begleiten interessierte Betriebe aktiv und stellen Beratungskapazitäten bereit. Ziel ist es, dass auch die Nebenerwerbsbetriebe im Allgäu oder in der Oberpfalz eine Perspektive für die Zukunft entwickeln können.
Ein Prinzip, das übrigens nicht nur im öffentlichen Bereich an Bedeutung gewinnt: Auch im digitalen Raum lässt sich ein Trend zur Vereinfachung beobachten – etwa bei Plattformen, die auf klassische Teilnahmebedingungen oder komplexe Nutzerhürden verzichten. Dort gilt: Wettanforderungen fallen nicht an. Solche Entwicklungen betreffen nicht nur Behörden und Förderlandschaften, sondern spiegeln sich auch in privatwirtschaftlichen Angeboten wider. Entscheidend ist dabei der transparente Zugang – ob im Tourismus, bei digitalen Services oder anderen Erlebniskontexten.
Digitale Erlebnisangebote auf dem Vormarsch
Parallel dazu treibt Bayern die Digitalisierung touristischer Angebote weiter voran – auch außerhalb der bekannten Städte. In vielen Regionen entstehen derzeit digitale Informationssysteme, interaktive Karten, webbasierte Museumsführungen und mobil nutzbare Services. Der Trend geht klar in Richtung intuitiver und niedrigschwelliger Nutzung – ohne App-Zwang, mit barrierefreien Oberflächen und eingebetteten Inhalten in mehreren Sprachen.
Die Bayern Tourismus Marketing GmbH (BayTM) unterstützt Regionen und Kommunen aktiv bei dieser Entwicklung. Im Mittelpunkt steht dabei das Prinzip der vernetzten Inhalte: Gäste sollen entlang ihrer Reise jederzeit auf relevante Informationen zugreifen können – egal ob zu Wanderrouten, Gastronomie oder kulturellen Highlights.
Barrierefreiheit als kultureller Standard
Was früher als Spezialthema galt, wird heute als grundlegender Bestandteil moderner Tourismuspolitik verstanden: Barrierefreiheit. Bayern investiert in den flächendeckenden Ausbau barrierefreier Angebote – vom behindertengerechten Zugang zu Naturerlebnissen bis zur digitalen Teilhabe über assistive Technologien.
Die Umsetzung orientiert sich an einem ganzheitlichen Ansatz: Es geht nicht nur um Rollstuhlrampen oder Aufzüge, sondern auch um die Verständlichkeit von Texten, audiovisuelle Übersetzungen und digitale Hilfsmittel für Menschen mit Sinnes- oder kognitiven Einschränkungen. Der Freistaat bietet hier umfangreiche Unterstützung – von Leitfäden über Projektbeispiele bis hin zur Finanzierung über Regionalbudgets oder Programme wie „Bayern barrierefrei“.
Die kommende Umsetzung des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG) ab Juni 2025 dürfte dem Thema noch einmal zusätzlichen Schub verleihen. Gerade digitale Schnittstellen und Informationsplattformen im Tourismus müssen künftig für alle Menschen nutzbar sein – unabhängig von Alter, Einschränkung oder technischer Vorerfahrung.
Regionales Denken statt zentraler Steuerung
Bemerkenswert ist auch der strategische Ansatz hinter den Fördermaßnahmen: Bayern denkt Tourismus nicht von den großen Städten aus, sondern von den Regionen her. Die Bedürfnisse im Bayerischen Wald unterscheiden sich von denen im Fränkischen Seenland – und genau diese Unterschiede werden aktiv berücksichtigt.
Das zeigt sich nicht nur in der konkreten Ausgestaltung von Fördermitteln, sondern auch in der Einbindung regionaler Akteure. Landkreise, Gemeinden, Tourismusverbände und auch ehrenamtliche Initiativen haben die Möglichkeit, eigene Konzepte einzubringen – oft ohne aufwändige Ausschreibungen oder Projektwettbewerbe. Dieses dezentrale Denken stärkt nicht nur die Identifikation vor Ort, sondern sorgt auch dafür, dass Lösungen entstehen, die tatsächlich gebraucht werden.
Bayern als Vorreiter in der Tourismuspolitik?
Immer mehr Bundesländer beobachten den bayerischen Weg mit Interesse. Denn während vielerorts über Bürokratieabbau gesprochen wird, setzt Bayern ihn bereits um – konkret, sichtbar, spürbar.
Die Resonanz auf die bisherigen Programme ist positiv. Die Nachfrage nach Fördermitteln ist hoch, viele Projekte befinden sich bereits in der Umsetzungsphase. Insbesondere das große Interesse an digitaler Infrastruktur und barrierefreien Erlebnisangeboten zeigt, dass hier ein echter Bedarf besteht – und dass dieser durch einfache Fördermechanismen gezielt angesprochen werden kann.
Ein Modell mit Potenzial
Die Tourismusstrategie des Freistaats könnte in den kommenden Jahren nicht nur die Reisegewohnheiten verändern, sondern auch einen strukturellen Wandel einleiten – in der Verwaltung, im Denken über Teilhabe und in der Art, wie wir öffentliche Mittel einsetzen. Denn was hier sichtbar wird, ist mehr als ein wirtschaftlicher Impuls. Es ist ein kultureller Richtungswechsel.
Bayern hat erkannt, dass Zukunftsfähigkeit nicht nur in Hightech-Zentren entsteht, sondern im Zusammenspiel aus Tradition, Technologie und Zugänglichkeit. Dass gute Ideen nicht von Ausschreibungen abhängen. Und dass man Vertrauen nicht erzwingen, aber ermöglichen kann.
Tourismus als gesellschaftliches Bindeglied
Gerade in einem Bundesland wie Bayern, das von seiner Vielfalt lebt – geografisch wie kulturell – kann Tourismus weit mehr sein als ein wirtschaftlicher Motor. Er bringt Menschen in Kontakt mit Landschaft, Geschichte, Brauchtum und modernen Lebensrealitäten. Wenn die Förderung dabei nicht exklusiv, sondern inklusiv gedacht wird, entstehen nicht nur neue Angebote, sondern auch neue Begegnungen.
Genau darin liegt die Stärke des bayerischen Weges: Tourismus als verbindendes Element zwischen Generationen, Regionen und Lebensentwürfen. Denn tatsächlich liegt der Betrag der Bruttowertschöpfung in Bayern aktuell bei 28,2 Milliarden Euro – eine beachtliche Summe.
Zukunftsfähigkeit durch Mut zur Vereinfachung
Was aus Sicht der Verwaltung wie ein kleiner Schritt erscheint – etwa der Verzicht auf formale Wettbewerbsanforderungen oder der erleichterte Zugang zu Fördergeldern –, kann auf lokaler Ebene eine große Wirkung entfalten. Denn viele touristische Ideen scheitern nicht an fehlender Kreativität, sondern an der Sorge vor bürokratischem Aufwand, unklaren Antragsverfahren, Sparmaßnahmen der Politiker oder hohen Einstiegshürden.
Dass Bayern hier einen pragmatischeren Weg wählt, zeigt: Zukunftsfähigkeit entsteht nicht allein durch technologische Fortschritte, sondern vor allem durch die Bereitschaft, Strukturen neu zu denken – und das Vertrauen in diejenigen zu stärken, die mit ihren Ideen das Leben vor Ort gestalten wollen.