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Wiesn-Wissen für Angeber

Am Samstag startet die Wiesn - voraussichtlich bei Kaiserwetter. / Foto: Felix Hörhager/dpa
Am Samstag startet die Wiesn - voraussichtlich bei Kaiserwetter. / Foto: Felix Hörhager/dpa

Am Samstag geht das Oktoberfest los. Um neun Uhr öffnen die Wiesn-Zelte, aber erst um 12 Uhr gibt es Bier. Drei Stunden, um Karten zu spielen - oder mit unnützem Wiesn-Wissen zu glänzen.

Das Oktoberfest hat so seine Besonderheiten: Dass es in adeligen Hochzeitsfeierlichkeiten seinen Ursprung hat und seinem Namen zum Trotz im September beginnt, überrascht wohl niemanden mehr. Aber einige Fakten gibt es doch, die vielleicht nicht jeder gleich parat hat.

Was das Münchner Kindl mit Pumuckl zu tun hat

Seit 2023 ist Wirte-Tochter Franziska Inselkammer das amtierende «Münchner Kindl», das in städtisches schwarz-gelb gewandet hoch zu Ross den Einzug der Wiesnwirte und den Trachtenumzug anführt. Und sie hat eine berühmte Vorgängerin: Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut wurde 1938 zum allerersten Münchner Kindl berufen. 

Warum der Anstich immer im Schottenhamel stattfindet

Tradition ist Tradition und begründet hat diese 1950 der damalige Oberbürgermeister Wimmer. Er fuhr auf dem Wagen der Wirte-Familie Schottenhamel mit zum Festgelände - und der Wirt ließ ihn angeblich spontan anzapfen. Nach einer anderen Darstellung war das Anzapfen sehr wohl geplant, setzte Wimmer doch damit ein Zeichen für Volksnähe und Neuanfang. Für Reiter ist der Anstich die «wichtigste Amtshandlung» eines Münchner Oberbürgermeisters. 

Das Schottenhamel-Zelt gibt es seit 1867. Es ist das älteste Festzelt auf der Wiesn. Das zweitälteste Zelt, die Hühner- und Entenbraterei Ammer, die zu den kleineren Wiesn-Zelten gehört, gibt es seit 1885. Sie feiert in diesem Jahr ihr 140. Oktoberfest. 

Warum der Ministerpräsident immer die erste Maß bekommt

Weil auch das Tradition ist. Die ist aber noch gar nicht so alt, wie Autor Christian Rupprecht in seinem Oktoberfestuch «Inside Wiesn» schreibt. 1980 soll Franz Josef Strauß sie sich einst einfach genommen und dieses Ritual damit ins Leben gerufen haben. 

Wer den Anschlags-Rekord hält

Den Rekord für die niedrigste Anzahl an Schlägen teilen sich Amtsinhaber Dieter Reiter und sein Vorgänger Christian Ude (beide SPD), die es jeweils mit zwei Schlägen schafften. Oberbürgermeister Thomas Wimmer (SPD), der den traditionellen Anstich im Jahr 1950 einführte, benötigte nach Angaben der Stadt sage und schreibe 17 Schläge. 

Der Versuch, es mit nur einem Schlag zu schaffen, gilt als riskant. Reiter möchte das trotzdem einmal probieren - und zwar irgendwann bei seiner letzten Wiesn als Oberbürgermeister, dieses Jahr nicht. Damit zeigt er sich zuversichtlich, denn 2026 wird wieder gewählt, Reiter tritt ein weiteres Mal an. 

215 Jahre Wiesn - aber nur 190 Oktoberfeste

Mehrfach in seiner gut 215-jährigen Geschichte seit 1810 hat das Münchner Oktoberfest Zwangspausen einlegen müssen. Rund zwei Dutzend Mal fiel das Volksfest aus - Gründe waren Kriege, Krankheiten und Inflation. 2021 und 2022 machte die Corona-Pandemie der Stadt einen Strich durch die Rechnung. Aber auch im 19. Jahrhundert scheiterte das Volksfest zweimal an einer Seuche - damals tobte die Cholera.

Wer sich das «Prosit der Gemütlichkeit» ausgedacht hat

Der Erfinder des Wiesn-Schlachtgesangs «Ein Prosit der Gemütlichkeit» war kein Bayer. Darauf ein «oans, zwoa, drei gsuffa». Der Bremer Journalist und Komponist Georg Kunoth (1863–1927) hat das Lied komponiert. Wie der Autor Rupprecht in seinem Buch «Inside Wiesn» schreibt, ist das «Prosit der Gemütlichkeit» das einzige von Kunoths Werken mit Bestand. Ein Wiesnwirt aus Nürnberg brachte das «Prosit» auf das Oktoberfest und machte es damit wohl unsterblich. Wie das damals in etwa gelaufen ist, zeigt - in dramaturgisch zugespitzer Form - die Serie «Oktoberfest 1900». 

Rein grammatikalisch ist «gsuffa» das Partizip Perfekt von «saufen». Faktisch ist es ein Imperativ und fordert auf, die Maß Bier krachend gegen eine andere zu donnern und einen tiefen Schluck zu nehmen.

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