Der Fleischkonzern Westfleisch hat vor Vertretern der bayerischen Landwirtschaft für seine Pläne geworben, die süddeutschen Schlachthöfe der niederländischen Fleischfirma Vion zu übernehmen. Als Genossenschaft kenne man die Bedürfnisse der Landwirtschaft genau, erklärte Westfleisch-Chef Wilhelm Uffelmann laut einer Mitteilung bei einer Veranstaltung in Herrsching am Ammersee.
«Wir sind bereit, die Vion-Betriebe zu übernehmen und die Landwirtschaft, den ländlichen Raum und Tierhaltung in Süddeutschland in die Zukunft zu führen», so der Manager des genossenschaftlichen Unternehmens aus dem nordrhein-westfälischen Münster. Das Übernahmeinteresse von Westfleisch war Ende vergangener Woche bekanntgeworden.
Vion betreibt zwei Rinderschlachthöfe in Bayern
Vion will sich aus Deutschland weitgehend zurückziehen. In Bayern betreibt der Schlachtkonzern die Rinderschlachthöfe Buchloe und Waldkraiburg sowie zwei Häuteverarbeitungsbetriebe in Memmingen und Eching-Weichenau. In Baden-Württemberg gibt es in Crailsheim einen Vion-Schlachthof, in NRW einen Zerlegebetrieb in Hilden.
Westfleisch, nach eigenen Angaben Deutschlands zweitgrößter Fleischvermarkter, bringt sich damit in Stellung gegen den Branchenprimus Premium Food Group (PFG, ehemals Tönnies-Gruppe). Die PFG hat mit Vion bereits einen Kaufvertrag für die Übernahme des Vion-Deutschlandgeschäfts abgeschlossen. Mitte Juni war dies jedoch vom Bundeskartellamt wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken untersagt worden.
PFG hat gegen die Entscheidung Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingelegt. Auch die Beantragung einer Ministererlaubnis, die entgegen der Kartellamtsentscheidung erteilt werden kann, wird von PFG erwogen. Man werde weiter um die Standorte kämpfen, hatte PFG-Chef Clemens Tönnies am Dienstag klargemacht.
Westfleisch will Vion-Deutschlandgeschäft ganz oder in Teilen
Uffelmann hatte zuvor berichtet, Westfleisch habe Vion ein Angebot gemacht, das Deutschlandgeschäft in Teilen oder als Ganzes zu übernehmen. «Aber auf der anderen Seite müssen wir natürlich sagen, wir haben heute eine Situation, dass Familie Tönnies vertraglich gebunden ist mit Vion und das auch noch ins nächste Jahr hineinreicht.» Es sei zu erwarten, dass Tönnies den Rechtsweg im Zweifel bis zum Ende gehen werde.
Eine Übernahme der deutschen Vion-Betriebe durch Westfleisch sei kartellrechtlich unbedenklich, sagte Uffelmann. Er berief sich dabei auf die Einschätzung von Juristen. Weil keine kartellrechtlichen Einschränkungen zu erwarten seien, sei auch ein vereinfachtes Verfahren in einer kurzen Laufzeit möglich.
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