Der Flächenverbrauch in Bayern ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken. Insgesamt waren es 9,8 Hektar pro Tag, wie das Landesamt für Statistik mitteilt. Noch 2023 lag der Wert mit 12,4 Hektar um gut ein Fünftel höher. Insgesamt stellte das Landesamt ein Wachstum der Siedlungs- und Verkehrsflächen um 3.574 auf 873.871 Hektar fest. Das ist knapp ein Achtel der bayerischen Gesamtfläche.
Dass der Flächenverbrauch dieses Jahr um knapp 1.000 Hektar kleiner ausfiel, hat mehrere Gründe. Unter anderem macht sich hier die Schwäche bei Wohnungsbau bemerkbar. 2023 waren die Wohnbauflächen noch um 1.399 Hektar gewachsen, vergangenes Jahr waren es nur noch 1.233. Und auch die aktuelle Wirtschaftsschwäche schlägt sich nieder. Waren die Industrie- und Gewerbeflächen 2023 noch 2.179 Hektar gewachsen, waren es vergangenes Jahr nur noch 1.750. Größter Treiber sind hier Photovoltaikanlagen auf Freiflächen mit 1.352 Hektar.
Diese Anlagen sind dabei ein gutes Beispiel dafür, dass Flächenverbrauch und Versiegelung nicht gleichzusetzen sind – ein Fakt, auf den auch das Landesamt hinweist. Auch die Flächen für Wohnbau oder Gewerbe enthielten beispielsweise Grünflächen oder Spielplätze. Laut Wirtschaftsministerium wird nur etwa die Hälfte der Flächen tatsächlich versiegelt. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonte sogar, dass Freiflächen-Solaranlagen «eine große Chance für den Artenschutz» seien, «wenn man entsprechende Maßnahmen ergreift».
Fehler im Wald, Änderung bei Friedhöfen
Im Verhältnis besonders stark rückläufig war das Wachstum bei Verkehrsflächen: Hatte es 2023 noch bei 475 Hektar gelegen, waren es jetzt nur noch 133 Hektar. Hauptursache dafür ist allerdings eine Korrektur bei der Erfassung von Waldwegen. In Nordbayern seien sogenannte Rückegassen für die Holzwirtschaft auf Basis von Luftbildaufnahmen zunächst als Waldwege verzeichnet worden. Die Korrektur sorgte nun dafür, dass 260 Hektar nun nicht mehr als Wegeflächen gelten.
Bei den Flächen für Friedhöfe gab es sogar ein Minus von 147 Hektar. Hintergrund ist, dass Friedwälder nach einer systematischen Änderung nun nicht mehr als Friedhofsflächen gezählt werden.
Die Flächen für Sport Freizeit und Erholung wuchsen vergangenes Jahr um 41 Hektar. Das ist eine Halbierung im Vergleich zu 2023.
Unterschiedliche Bewertungen
Insgesamt zeigten die Zahlen, dass die Maßnahmen zum «sensiblen Umgang mit unserer knappen Ressource Boden bewähren», sagte Aiwanger. Eine nachhaltige Zukunft in Bayern gelinge nur, «wenn wir Flächeneffizienz und wirtschaftliche Entwicklung in Einklang bringen».
Beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) bewertet man die Zahlen anders: «Der statistische Rückgang des Flächenfraßes in Bayern im Jahr 2024 ist noch lange keine Trendumkehr, denn der Wert schwankte in den vergangenen zehn Jahren stets zwischen zehn und zwölf Prozent», sagt Geschäftsführer Helmut Beran. «Von ihrem selbst gesteckten Ziel von fünf Hektar pro Tag bis 2030 ist die Staatsregierung noch immer meilenweit entfernt.» Als «echtes Zeichen gegen den Flächenfraß» fordert er daher, dass der Freistaat keine öffentlichen Wälder mehr für Gewerbegebiete zur Verfügung stellt.
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