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München will Olympia: Was spricht dafür, was dagegen?

München will wieder Olympische Spiele ausrichten. / Foto: Peter Kneffel/dpa
München will wieder Olympische Spiele ausrichten. / Foto: Peter Kneffel/dpa

Olympia-Fans hoffen auf ein Sportfest in München und einen kollektiven Aufschwung. Gegner fürchten vor allem hohe finanzielle Schäden. Argumente für und gegen eine Münchner Bewerbung für die Spiele.

Nach mehreren missglückten Versuchen versucht Deutschland, Olympische Spiele mal wieder ins Land holen. München bewirbt sich als Austragungsort für 2036, 2040 oder 2044. Ein wichtiger Schritt dahin ist die Bürgerbefragung an diesem Sonntag. Viele Politiker, Sportler und Verbände werben seit Wochen eifrig für ein Ja. Aber es gibt auch entschiedene Gegner. Was spricht für und was spricht gegen eine Münchner Bewerbung?

PRO

Live-Erlebnis und Image: Fans können Spitzensport hautnah miterleben. Davon träumen sportbegeisterte Menschen. Die Fußball-EM im vergangenen Jahr zog viele in ihren Bann, die European Championships vor drei Jahren sorgten für ein EM-Sommermärchen in München. Noch heute schwärmen viele Leute von den Olympischen Spielen 1972. München würde seinen Ruf als Sportstadt unterstreichen. Die «Weltstadt mit Herz» würde international über das Oktoberfest und Fußball-Rekordmeister FC Bayern hinaus Werbung machen. 

Aufschwung für München: Die Münchner Olympia-Planer erhoffen sich in mehreren Punkten einen Push für die bayerische Landeshauptstadt. Durch das neue olympische Dorf würden einige Tausend Wohnungen entstehen. Wie schon 1972 könnte eine Neuausrichtung einen Schub für den Nahverkehr bringen. Von Bund und Freistaat winken Gelder für Stadtentwicklung und Projekte, die ohne Olympia nicht oder weniger leicht zu haben sind.

Nachhaltigkeit: Die Voraussetzungen für die vielfältigen Sportstätten sind in München besser als in vielen anderen Städten. Vom Olympiastadion über etliche Halle bis hin zur Ruderstrecke im Münchner Norden oder dem Kanu-Eiskanal in Augsburg stehen die allermeisten Anlagen bereits und müssten höchstens erweitert oder renoviert werden. Es werden weniger teure Neubauten benötigt als möglicherweise an anderen Orten. 

Impuls für den Breitensport: Langfristig könnten Sportvereine vor allem in München profitieren. Die Befürworter werben damit, dass renovierte Anlagen oder Sportstätten nach den Olympischen und Paralympischen Spiele für den Breitensport zur Verfügung stehen. Generell sind Sommerspiele eine Werbung für den Sport, und das nicht nur für den Profi- oder Leistungssport.

Impuls für Leistungssport: Deutschland rutscht im Medaillenranking der Olympischen Sommerspiele immer weiter ab. Spiele im eigenen Land sorgen stets für viel Extra-Motivation. Darüber hinaus könnte im Vorlauf deutlich mehr öffentliches Geld in den Leistungssport fließen - schließlich will man sich als Gastgeber ja nicht blamieren. Die Briten 2012 und die Franzosen 2024 haben bereits vorgemacht, wie man bei Heim-Spielen besonders erfolgreich ist.

CONTRA

Kosten: Olympia kostet Milliarden: Seit den 1960er Jahren hat keine Ausrichterstadt ihr ursprünglich geplantes Olympia-Budget eingehalten, wie eine Erhebung der Universität Oxford jüngst ergab. Selbst die gefeierten Paris-Spiele von 2024 waren demnach doppelt so teuer wie zu Beginn errechnet. Weil sich München für Olympia-Events bewirbt, die noch sehr weit in der Zukunft liegen, ist ein seriöse Kostenabschätzung besonders schwierig. Allein schon die Bewerbung - national wie international - verschlingt Millionen. 

Wirtschaftlicher Nutzen: Der wirtschaftliche Effekt ist kurzfristig und bricht nach den Spielen wieder ein, behaupten Olympia-Gegner. Auch Wirtschaftsforschungsinstitute finden, dass sich Spiele wirtschaftlich im engeren Sinne kaum lohnen - also rentabel sind. Die Milliardenkosten für München stünden also in keinem Verhältnis zu den wenigen Wochen Olympia und dem konkreten Gewinn für wenige, etwas Hotels oder Restaurants.

Preisanstieg: Olympia-Kritiker sind überzeugt, dass ein Mega-Event wie Sommerspiele die Preise und Lebenshaltungskosten in der ohnehin teuren Stadt München noch mal steigen lassen. Das betreffe vor allem Bürgerinnen und Bürger durch die Mieten und Immobilienpreise, schließlich werde die Stadt dadurch nur noch mal interessanter etwa für Investoren. Und ganz generell habe München als weltweit bekannte Stadt olympische Extra-Werbung nicht nötig.

Starke Konkurrenz: Gegen die deutschen Mitbewerber Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr hat München vielleicht gute Chancen. International aber bringen sich Beobachtern zufolge schon ganz andere Kaliber in Stellung: Indien mit seinen mehr als einer Milliarde Einwohnern etwa greift ebenso nach den Spielen wie das steinreiche und bestens vernetzte Saudi-Arabien. Auch Südafrika hat Chancen, unter der ersten afrikanischen IOC-Präsidentin Kirsty Coventry Spiele zu bekommen; es wäre der letzte Kontinent, der noch fehlt. Die vielen Millionen Euro für eine Bewerbung wären also rausgeschmissenes Geld.

Olympia-Abhängigkeit: Probleme in der Stadt müssten jetzt angegangen werden, nicht erst nach einer erfolgreichen Olympia-Bewerbung, klagen die Gegner. Wer sich mit Verbänden wie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einlässt, macht sich zudem abhängig. Große Verbände diktieren oft knallhart Bedingungen und nehmen am Ende die Gewinne mit. Das - finanzielle - Risiko tragen normalerweise die Ausrichter und die Steuerzahler.

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