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Digital, aber krisenfest? Wie Deutschland 2025 seine E-Government-Zukunft absichern will

Die Vision vom digitalen Staat verlangt nicht nur Innovation – sondern auch Krisensicherheit. / Bild: cottonbro studio auf pexels.com
Die Vision vom digitalen Staat verlangt nicht nur Innovation – sondern auch Krisensicherheit. / Bild: cottonbro studio auf pexels.com

Die EUDI-Wallet soll Bürgern eine sichere, digitale Verwaltung ermöglichen – doch was passiert bei einem Netzausfall? Wir werfen einen Blick auf Chancen und Risiken.

Wenn Smartphone und Internet versagen, was bleibt dann vom digitalen Staat? Mit der Einführung der European Digital Identity Wallet – kurz EUDI-Wallet – wird der Alltag in Deutschland zunehmend auch verwaltungstechnisch digital. Doch was passiert, wenn die Technik streikt?

Digitaler Alltag – vielfältig, aber sensibel

Ob im Homeoffice, beim Onlinebanking, in der Arztpraxis oder beim Streaming – der digitale Alltag durchdringt 2025 nahezu alle Lebensbereiche. Arbeit, Freizeit, Mobilität und Finanzen sind eng mit digitalen Identitäten und Cloud-Diensten verknüpft..

Gleichzeitig wächst das öffentliche Interesse an digitalen Identitätsreformen deutlich: Laufende Gerichtsverfahren gegen große Social-Media-Konzerne, wachsende Kritik an undurchsichtigen Datenpraktiken und die Nutzung von nicht verifizierten iGaming-Diensten oder anonymen Krypto-Zahlungen zeigen, wie stark sich das Bewusstsein der Verbraucher verändert hat. Besonders Casinos, die ohne Verifizierung auskommen erfahren vermehrt Zulauf, was den Wunsch nach Zurückhaltung bezüglich der Preisgabe persönlicher Daten widerspiegelt.

Ebenso auffällig ist die zunehmende Kritik an Streaming-Plattformen mit intransparenten Datenprofilen oder Paywall-Modellen, bei denen persönliche Angaben zur Hürde werden. Viele fordern mehr Kontrolle, mehr Transparenz und ein digitales Umfeld, das ihre Rechte schützt.

Umso wichtiger ist ein starker Datenschutz, insbesondere wenn es um die öffentliche Verwaltung der Identität geht: Die Bundesregierung betont, dass die Wallet keine zentralen Bewegungsprofile erstellt und Nutzerdaten lokal auf dem Gerät verarbeitet werden – ganz im Sinne der europäischen Datenschutz-Grundverordnung und der neuen eIDAS-2.0-Richtlinie.

Auch in Bayern wird diese Entwicklung aufmerksam verfolgt: Unter dem Dach von „Digitales Bayern 5.0“ treibt die Staatsregierung die digitale Verwaltung und den Zugang zur Online-Identifikation über die eID-Funktion des Personalausweises voran. Ziel ist es, Bürgerinnen und Bürgern in allen Regionen – insbesondere im ländlichen Raum – sichere und einfache digitale Verwaltungsangebote zu ermöglichen. Eine offizielle Position zur EUDI-Wallet hat Bayern bislang nicht bezogen, jedoch betont die Staatsregierung die Notwendigkeit von Datenschutz, Nutzerfreundlichkeit und technischer Verlässlichkeit bei allen digitalen Identitätslösungen.

E-Government auf dem Smartphone

Die EUDI-Wallet ist eines der ambitioniertesten Digitalprojekte der Europäischen Union. Sie soll Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, sich online wie offline sicher auszuweisen, Dokumente zu verwalten und digitale Behördengänge durchzuführen – direkt vom Smartphone aus. Auch Deutschland arbeitet mit Hochdruck an der Einführung. Eine erste funktionsfähige Version der deutschen Wallet soll noch 2025 zur Verfügung stehen, wie aus Strategiepapieren der Bundesregierung hervorgeht.

Ziel ist ein sicherer, komfortabler und EU-weit einheitlicher Zugang zu digitalen Verwaltungsleistungen. Die Wallet wird unter anderem den Personalausweis, Führerschein oder Ausbildungsnachweise in digitaler Form enthalten – nutzbar über eine App mit höchsten Datenschutz- und Sicherheitsstandards.

Was passiert bei Ausfällen?

Mit der digitalen Abhängigkeit wächst jedoch auch die Sorge vor dem „Worst Case“: Was, wenn Strom ausfällt? Oder das Mobilfunknetz zusammenbricht? Wer keine Antwort auf diese Frage hat, riskiert digitale Exklusion und Vertrauensverlust – besonders im Umgang mit Behörden.

Die Bundesregierung hat dieses Problem erkannt. Aus offiziellen Erklärungen und Bundestagsdokumenten aus dem Jahr 2025 geht hervor, dass man gezielt auf Resilienz setzt: Also auf die Fähigkeit, auch in Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben.

Ein zentrales Element ist die sogenannte Offline-Credential Presentation. Die EUDI-Wallet wird es Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, wichtige Nachweise lokal auf dem Gerät zu speichern – beispielsweise den digitalen Führerschein. Diese Daten sind kryptografisch signiert und können auch ohne Internetverbindung über einen QR-Code oder NFC-Schnittstelle an eine prüfende Stelle übermittelt werden.

Wichtiger noch: Die Bundesregierung garantiert, dass analoge Alternativen bestehen bleiben. In einer offiziellen Antwort heißt es: „Es wird […] keine verbindliche Nutzung einer EUDI-Wallet geben. Die Wahlfreiheit der Nutzung soll sichergestellt werden.“ (Drucksache 20/9619, März 2024).

Das bedeutet: Niemand wird gezwungen, die Wallet zu nutzen – und niemand wird ausgeschlossen, wenn er oder sie nicht digital teilnehmen kann oder möchte. Der klassische Personalausweis bleibt ebenso gültig wie bisherige Verfahren, etwa für Anmeldungen, Passbeantragungen oder Führerscheinprüfungen. Für sicherheitsrelevante Bereiche – etwa im Gesundheitswesen oder Katastrophenschutz – ist dies ein zentrales Element der Systemstabilität.

Deutschland geht mit der EUDI-Wallet einen großen Schritt in Richtung digitales Zeitalter. Doch anders als in vielen Bereichen der privatwirtschaftlichen Digitalisierung wird hier vorsorglich mitgedacht: Die EUDI-Wallet soll nicht nur modern, sondern auch krisenfest sein.


Quellen:

https://www.bayern.de/bericht-aus-der-kabinettssitzung-vom-4-februar-2025/

https://bmi.usercontent.opencode.de/eudi-wallet/eidas2/onepager/01.pd

https://www.bundesdruckerei.de/de/innovation-hub/eudi-wallet-sicher-digital-identifizieren-europ

https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2024/09/eudi-wallet-sep.html

https://www.buergerservice.org/lib.medien/aktuell/Agenda_eID-Fachkonferenz_2025.pdf

https://www.stmfh.bayern.de/internet/stmf/aktuelles/pressemitteilungen/25842/