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Baustoffhersteller Knauf: Keine Unterstützung für Russland

Das Russlandgeschäft der Knauf-Gruppe steht seit Jahren in der Kritik. / Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Das Russlandgeschäft der Knauf-Gruppe steht seit Jahren in der Kritik. / Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Das Russland-Geschäft des Baustoffherstellers steht seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine schwer in der Kritik. Doch ein Rückzug ist laut Unternehmen kompliziert - und teuer.

Der weiterhin in Russland aktive Baustoffhersteller Knauf wehrt sich abermals gegen den Eindruck, den Krieg Moskaus gegen die Ukraine zu befördern. «Insbesondere widersprechen wir dem Vorwurf, Knauf würde wissentlich den Bau und Betrieb von Nuklearwaffenbasen durch direkte Produktlieferungen unterstützen», teilte das Unternehmen mit Sitz im fränkischen Iphofen mit. 

Hintergrund ist ein «Spiegel»-Bericht, wonach Knauf-Material wie Gips oder Zement für den Ausbau von russischen Atomwaffenstützpunkten genutzt worden sein könnte.

Rückzug nach 30 Jahren läuft

Das Familienunternehmen hatte vor mehr als einem Jahr angekündigt, sich nach mehr als 30 Jahren aus Russland zurückzuziehen, wo es mehrere Tochtergesellschaften unterhält. Doch vollzogen ist dieser Schritt bisher nicht. «Unsere Gespräche dazu sind inzwischen bereits weit fortgeschritten», heißt es. 

«Das Verfahren, in das verschiedene zuständige Behörden einbezogen sind, ist regulatorisch hochkomplex und erfordert diverse und recht langwierige Genehmigungen in verschiedenen Jurisdiktionen.» Die Gespräche würden vertraulich geführt, Details könnten noch nicht veröffentlicht werden. 

Allerdings flössen seit dem April 2024 keine Gewinne mehr der russischen Töchter nach Deutschland. 

Westliche Unternehmen, die ihre Tochtergesellschaften in Russland verkaufen wollen, müssen dafür hohe Abschläge hinnehmen. Der Kreml hat angeordnet, dass solche Firmen nur zu maximal 60 Prozent des ohnehin niedrigen Schätzwertes verkauft werden dürfen. Und darauf sind noch 35 Prozent Steuern und Abgaben fällig.

Keine Kontrollen von Händlern in Russland

Knauf beteuert, stets im Einklang mit den geltenden Sanktionen zu handeln. «Auch den Vorwurf, Knauf hülfe dem russischen Staat aktiv bei der Umgehung von Sanktionen, weisen wir entschieden zurück.» Die russischen Tochtergesellschaften des Unternehmens müssten sämtliche Produkte für den lokalen Markt eigenständig herstellen - und verkauften nahezu ausschließlich an den unabhängigen Baustoffhandel. 

Die Töchter hätten allerdings keine Möglichkeit, diese Händler anzuweisen, mit welchen Kunden sie Geschäftsbeziehungen unterhalten dürfen - sprich: Wo die Produkte der Knauf-Töchter letztlich landen, ist ungewiss. 

Knauf-Produkte nicht für Waffensysteme vorgesehen

Die Baustoffe von Knauf seien weder dafür vorgesehen noch dazu geeignet, Waffensysteme einsatzfähig zu machen bzw. zu halten, so Knauf. Das Unternehmen habe auch keine vertraglichen Beziehungen mit dem russischen Verteidigungsministerium oder mit Behörden, die dem Ministerium unterstehen. «Entsprechend verkauft und liefert Knauf auch keine Produkte an solche Stellen.»

Die Knauf Gruppe will in Russland ihr gesamtes Geschäft loswerden, inklusive Rohstoffgewinnung, Produktion und Vertrieb. Mehr als 4000 Mitarbeiter sind dort für den Konzern beschäftigt. 

Die geplante Transaktion stehe unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die zuständigen Behörden in Russland. 

Werke in der Ukraine

Der Familienkonzern, der 2022 mit rund 15,4 Milliarden Euro Umsatz zu den größten Baustoffherstellern weltweit zählte, steht seit Jahren wegen seiner Russland-Geschäfte in der Kritik. Die Franken betonen immer wieder, seit Februar 2022 keine Waren mehr nach Russland zu liefern und auch nichts mehr aus Russland zu exportieren.

Das Unternehmen, das sich komplett im Besitz der Familie Knauf befindet, ist in etwa 90 Ländern vertreten und betreibt nach eigenen Angaben hunderte Werke mit rund 40 000 Beschäftigten auf allen fünf Kontinenten. 

Auch in der Ukraine ist Knauf aktiv und unterhält ein Werk in Kiew mit etwa 420 Mitarbeitenden. Im Westen des Landes sei mit dem Bau von zwei neuen Werken begonnen worden, ein Gipsputzwerk und ein Gipsplattenwerk.

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