Sein erstes Ziel als Sportvorstand des 1. FC Nürnberg hat Joti Chatzialexiou im Premierenjahr von ihm und Trainer Miroslav Klose erreicht. Im vergangenen Sommer war Chatzialexiou als Nachfolger von Dieter Hecking zum «Club» gekommen und hatte den Wunsch nach einer «ruhigen Saison» unter dem neuen Coach Klose formuliert - was im mitunter aufgeregten FCN-Umfeld ambitioniert sein kann.
Diese ruhige Saison haben die Franken nach einigen Startschwierigkeiten auch hinbekommen. Dass zwischendurch sogar auf die Aufstiegsplätze geschielt werden durfte, führte dazu, dass sie am Ende dann zufrieden, aber nicht vollends glücklich waren. Die vergangene Saison weckte Hoffnungen, dass es in der am 2. August mit einem Auswärtsspiel bei der SV Elversberg beginnenden neuen Spielzeit noch etwas weiter nach vorn gehen könnte.
Wunsch: Zu den 25 besten deutschen Clubs gehören
Chatzialexiou war schon über die vergangene Spielzeit mutig geworden. Fortan, sagte er nach der Saison, wolle man in Nürnberg zu den besten 25 Fußball-Mannschaften des Landes gehören. Für die anstehende Zweitliga-Saison bedeutet das, dass der Club einen Platz unter den ersten Sieben erreichen muss.
Ob es gelingt, darüber wird in Nürnberg vor der klangvollen Generalprobe in einem Test am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach munter debattiert. In Stefanos Tzimas, Mahir Emreli und Jens Castrop hat man im Sommer drei für Zweitliga-Verhältnisse überdurchschnittliche Spieler verloren.
Jander der nächste Abgang?
Mit Caspar Jander, der sich in seinem Premierenjahr zu einem der besten Zweitliga-Mittelfeldspieler gekürt hat und mit der U21 bei der EM in der Slowakei ein gutes Turnier spielte, könnte es den nächsten Abgang geben. Über die Ablösesumme hat der «Club» noch keine Einigung mit dem VfB Stuttgart gefunden. Spekuliert wird darüber, dass die Schwaben Abstand von einer Verpflichtung nehmen.
Zwar hat man mit den Transfers von Tzimas und Castrop viel Geld eingenommen (wie auch schon im Winter durch den Wechsel von Innenverteidiger Finn Jeltsch nach Stuttgart), finanziell ist man am Valznerweiher aber nach wie vor nicht übermäßig gut ausgestattet.
Sportvorstand: «Haben Qualität hinzugewonnen»
Chatzialexiou glaubt, dass man personell besser aufgestellt ist als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres. «Das ist jetzt eine Mannschaft, mit der wir planen können», sagte Chatzialexiou im Trainingslager in Südtirol, «ich finde, dass wir Qualität hinzugewonnen haben und wir uns in der Breite verstärkt haben.»
Zwar muss Chatzialexiou in dieser Transferphase ohne die Dienste des am Jahresanfang entlassenen Sportdirektor Olaf Rebbe planen, hat dafür aber Hilfe aus England: Der Datenanalyst Jamestown Analytics, der schon erfolgreich mit Brighton, Union Saint Gilloise und Como 1907 kooperiert, unterstützt seit diesem Sommer auch den Club bei der Suche nach talentierten Spielern, die vielleicht durch das übliche Scoutingraster fallen.
Wetten auf die Zukunft
Verpflichtet haben sie eine Reihe junger Spieler, die eine Wette auf die Zukunft sind. So hat man sich von Bayer Leverkusen den 17 Jahre alten Angreifer Artem Stepanov geliehen, ein wuchtiger Spieler, der in Nürnberg den Erwachsenen-Fußball lernen soll. Ähnliches gilt für Kristian Mandic (19, Innenverteidiger von Eintracht Frankfurt), Justin von der Hitz (18, Außenbahnspieler vom 1. FC Köln), Ayoub Chaikhoun (19, Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt) und Noah Maboulou (20, Angreifer von Stade Rennes II).
Als einigermaßen erfahrene Kräfte kamen Mittelfeldspieler Tom Baack (26) vom SC Verl, der georgische Innenverteidiger Luka Lochoshvili (27) aus der zweiten italienischen Liga, Angreifer Semir Telalovic (25) vom SSV Ulm und Offensivspieler Mickael Biron (27) aus Belgien.
Wer ersetzt Castrop?
Gesucht wird noch ein aggressiver Mittelfeldspieler, der Castrop auf der Acht ersetzen kann – und sehr wahrscheinlich ein Nachfolger für Jander. Dass der Club wirklich besser ist als im Vorjahr, sah man in den Testspielen zuletzt noch nicht. Gegen den 1. FC Schweinfurt und Arminia Bielefeld (im Trainingslager in Brixen) setzte es nicht unverdiente 1:2-Niederlagen. Trainer Klose sagte deshalb nach der Partie gegen Aufsteiger Bielefeld: «Das gibt uns allen ein schlechtes Gefühl.» Wirklich ruhig ist ihnen zumindest die Sommer-Vorbereitung in Nürnberg nicht gelungen.
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