Ein paarmal schimmerte er durch, dieser Flachs, den man vor allem vom TV-Experten Sandro Wagner kennt. «Ich hoffe, dass ich am Ende der Saison nicht komplett weiß bin wie Schweini», witzelte der Fußball-Trainer Sandro Wagner, als er über graue Haare sprach. Bei der Vorstellung als neuer Coach des FC Augsburg war er gefragt worden, ob er denn großen Druck spüre als vermeintlicher Heilsbringer. Also als der Mann, der die bayerischen Schwaben vom Image der Grauen Maus in der deutschen Fußball-Belétage befreien kann.
Dass der Plan der Augsburger aufgehen könnte, zeigte sich bei der Präsentation der 37-Jährigen im Stadion. Rund 40 Journalistinnen und Journalisten und ein Dutzend Kamerateams drängten sich zur Pressekonferenz. «Der Raum war selten so voll», stellte Geschäftsführer Michael Ströll zufrieden fest. Etwas später tummelten sich gut 100 Fans beim ersten Training Wagners und trotzten dem aufziehenden Regenschauer.
Kleines Augsburg statt großes Leipzig oder Leverkusen
Mit der Verpflichtung des bisherigen Assistenten von Bundestrainer Julian Nagelsmann war dem FCA ein Coup gelungen. Der frühere Stürmer ist Nachfolger von Jess Thorup und unterschrieb einen Vertrag bis Ende Juni 2028. Er war auch als Kandidat bei größeren Bundesligisten wie Leipzig, Wolfsburg oder gar Vizemeister Leverkusen gehandelt worden.
Wagner schilderte, dass er bei anderen Clubs gar nicht erst vorstellig geworden sei, weil ihn das FCA-Konzept so sehr überzeugt habe. Er bemühte er sich zudem gleich bei seiner Vorstellung, Demut zu zeigen. «Es ist sehr wertschätzend, dass so viele Leute hier sind», sagte er den Reporterinnen und Reportern. «Ich sehe das nicht als selbstverständlich an.»
Konkrete Ziele? «Ich wäre ein bisschen doof»
Auf kühne Vorgaben und Ziele verzichtete er. Wagner hoffe zwar, dass es für den FCA «nach oben» gehe. Einen konkreten Tabellenplatz aber nannte er nicht. «Ich hatte noch kein Fußball-Training mit der Mannschaft, noch kein Spiel als Bundesliga-Trainer an der Seitenlinie. Ich wäre ein bisschen doof, wenn ich es jetzt so raushauen würde», sagte er.
Trainerjob in Augsburg für Wagner «eine Riesenaufgabe»
Obwohl Wagner als Spieler und TV-Experte oft mit klaren Aussagen und Sprüchen auffiel, sehe er sich nun nicht als großen Zampano. «Ich bin sehr demütig, auch wenn man das nicht denken würde», schilderte er. «Ich sehe den FCA als Riesenchance und freu mich unfassbar, hier Trainer zu sein. Ich sage zu Hause oft: Es ist schon geil, Trainer beim FCA zu sein. Das erfüllt mich mit Stolz.» Wagner sagte, es gebe nur 18 Trainer in der Bundesliga. «Und einer davon kann ich sein, das ist eine Riesenaufgabe.»
Die Augsburger hoffen mit Wagner vor allem auf attraktiveren Fußball als zuletzt. In der vergangenen Saison sprang Tabellenplatz zwölf heraus - dabei wäre sogar noch deutlich mehr möglich gewesen als die ohnehin respektablen 43 Punkte. In Wagner - und auch das neue Manager-Team um Sportdirektor Benjamin Weber und Ex-Coach Manuel Baum - setzt der FCA große Hoffnungen.
Druck? Welcher Druck?
Drück spüre Wagner aber deswegen nicht, wie er behauptete. «Es ist gut, wenn man ein Spürorgan nicht hat, und das habe ich bei Druck», schilderte der frühere Profi unter anderem des FC Bayern. «Ich spüre wirklich nur den Druck, den ich mir selber mache. Das war schon als Spieler so. Den mache ich mir maximal. Ich glaube, ich mache mir den hundertmal mehr, als er von außen sein könnte.»
Ob das stimmte oder vielleicht doch nur ein typischer Sandro-Wagner-Spruch war, das blieb offen.
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