Trockener Humor in feinstem Dialekt gehört zu den Markenzeichen des österreichischen Kabarettisten Josef Hader. Für seinen unverstellten Dialektgebrauch ist er nun mit der «Bairischen Sprachwurzel» ausgezeichnet worden. Der Künstler stehe auf und abseits der Bühne für seinen Dialekt ein, sagte Sepp Obermeier, Ehrenvorsitzender des Bundes Bairische Sprache. Hader reiht sich damit ein in eine Reihe prominenter Preisträger - von Olympiasieger Markus Wasmeier bis Papst Benedikt XVI.
Josef Hader verleihe dem Dialekt «ein überlebensnotwendiges Gewicht und internationales Ansehen», sagte Obermeier und bezeichnete den Kabarettisten als «intellektuell-dialektalen Menschenfreund», der Dialekt jenseits klischeehafter Folklore gebrauche. Hader habe das Vergabekriterium für die Auszeichnung übererfüllt und sei «Preisträger mit Vorbildcharakter».
Hader betonte sprachliche, charakterliche und humormäßige Gemeinsamkeiten zwischen Bayern und Österreichern. Als Kind habe er von einem Nachbarn Karl-Valentin-Schallplatten vorgespielt bekommen und sei so erstmals mit dem Bairischen in Kontakt gekommen. Zu seinen Kabarett-Vorbildern zähle er Gerhard Polt und Sigi Zimmerschied.
Den Menschen in Bayern bescheinigte er Trotz, und genau der sei der Grund, «warum ich mich da so daheim fühle». Wenn man aus dem «unfreundlichen Wien» komme, sei man immer ganz fassungslos, wie nett und freundlich die Leute hier seien. Aber man dürfe sich davon nicht täuschen lassen, weil: «Dann hätte man seine Rechnung gemacht ohne den bayerischen Trotz und ohne die bayerische Hinterfotzigkeit».
Das bayerisch-österreichische Kabarett unterscheide sich von anderem dadurch, dass es aus dem Volkstheater komme: «Wir spielen den Menschen so lange vor, wie sie selbst sind, bis es ihnen graust.»
Was Bayern und Österreich verbindet
Dass Bairisch und Österreichisch einen gemeinsamen Sprachraum bilden - vom Fichtelgebirge bis Südtirol -, unterstrich der Laudator und Sprachwissenschafts-Professor Hermann Scheuringer und attestierte Hader, dass er «Sprachwurzel»-preiswürdig sei. Für Kabarettisten aus Österreich sei Bayern insofern schon rein sprachlich «a gmaade Wiesn».
Er selber habe einst auch versucht, lupenreines Hochdeutsch zu sprechen, gestand Scheuringer ein. Dann habe er aber festgestellt, dass er auf regionale Identifikationsmerkmale nicht habe verzichten wollen. Dass Hochdeutsch gebraucht werde, stehe außer Frage, sagte er. Aber es sei auch wissenschaftlich erwiesen, dass eine «sogenannte innere Mehrsprachigkeit, also die Fähigkeit, mehrere Sprachschichten zwischen Dialekt und Hochsprache zu beherrschen, ein intellektueller Gewinn ist und die beste Voraussetzung etwa für das Fremdsprachenlernen».
Josef Hader sei ein Virtuose in der Beherrschung eines ganzen Spektrums und dieses benutze er ständig. Hader sei kein «Nur-in-
der-Kunst-Dialektsprecher». Damit hebe er sich von vielen bayerischen Prominenten ab, die in Interviews dann «preißln wia wenn's grad aus Braunschweig angreist waarn». In Österreich sei das nicht so stark ausgeprägt, was zeige, dass hierzulande Dialekt weiterhin diskriminiert werde.
Um die Wertschätzung von Dialektgebrauch zu steigern, brauche es «selbstbewusste Verwendung» und Persönlichkeiten. «Eine ganz herausragende in dem Zusammenhang ist Josef Hader.»
Einsatz für mehr Dialekt in der Schule
Der Bund Bairische Sprache setzt sich für den Erhalt von Dialekt und Mundart ein, will insbesondere Kinder beziehungsweise deren Eltern bestärken, an ihrem Dialekt festzuhalten - auch in der Schule.
Niklas Hilber, der vor einem Jahr die Nachfolge Obermeiers als Vorsitzender beim Bund Bairische Sprache antrat, zufolge bedeutet Mundartförderung mehr als Folkloreveranstaltungen mit Dialektliedern vor hochbetagtem Publikum. Es gehe darum, das soziale Ansehen von Dialekt zu stärken, damit Dialekt nicht nur im Wirtshaus und beim Heimatabend, sondern im echten modernen Leben gesprochen werde.
Laudator Scheuringer führte ein Beispiel an: Bei einer Einschulung kürzlich in München habe eine Lehrerin einem Sechsjährigen angedroht, ihn zurückzustellen, falls er nur Dialekt spreche, kein ordentliches Hochdeutsch. Da hätte man selbst wohl nie eine Chance auf Bildung gehabt, und der Herr Hader auch nicht, wenn das damals schon so gewesen wäre, resümierte Scheuringer.
Prominente Dialektsprecher
Mit der «Bairischen Sprachwurzel» will der Verein hier anknüpfen, und so ehrt er traditionell Persönlichkeiten, die in der Öffentlichkeit zu ihrem Dialekt stehen. 2024 nahm der frühere Skirennläufer Markus Wasmeier den Preis entgegen, im Jahr davor wurde Gerhard Polt ausgezeichnet.
Zu den vorangegangenen Preisträgern zählen Moderator Werner Schmidbauer, Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Musiker Hans-Jürgen Buchner von der Band «Haindling», Regisseur Markus H. Rosenmüller und der 2022 gestorbene frühere Papst Benedikt XVI.
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